Chicago will Jussie Smollett wegen mutmaßlich vorgetäuschter Attacke verklagen
Der juristische Streit um eine angebliche Attacke auf den afroamerikanischen Schauspieler Jussie Smollett geht in eine neue Runde. Die Stadt Chicago kündigte am Donnerstag (Ortszeit) eine Zivilklage gegen den "Empire"-Serienstar an, der einen rassistischen und schwulenfeindlichen Angriff auf sich vorgetäuscht haben soll. Die Stadt fordert von dem 36-Jährigen 130.000 Dollar zurück, die wegen der Polizeiermittlungen zu der angeblichen Attacke in Form von Überstunden angefallen sind.
Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel hatte Smollett ein einwöchiges Ultimatum bis Donnerstag gestellt, um die Summe zu erstatten. Der Schauspieler habe die Zahlung aber verweigert, erklärte Bill McCaffrey von der Rechtsabteilung der US-Metropole. Deswegen werde eine Zivilklage vorbereitet, die "in naher Zukunft" eingereicht werde.
Smollett hatte Ende Januar berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und rassistisch und schwulenfeindlich beleidigt worden. Die Angreifer hätten ihm einen Strick um den Hals gelegt und geschrien, Chicago sei "MAGA-Land" - in Anspielung auf den Slogan von US-Präsident Donald Trump, "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig").
Der Fall sorgte für viel Aufsehen und Bekundungen von Mitgefühl für den homosexuellen Afroamerikaner. Nach Überzeugung der Polizei war die Attacke aber gestellt: Smollett soll sich selbst einen Drohbrief geschickt und anschließend zwei Bekannte mit dem vorgetäuschten Angriff beauftragt haben. Der 36-jährige Schauspieler, der aus der Fernsehserie "Empire" bekannt ist, soll sich von seiner Opferrolle berufliche Vorteile erhofft haben.
Ende März wurde die Anklage gegen Smollett dann überraschend fallengelassen. Der Schauspieler verzichtete auf die Rückerstattung von 10.000 Dollar gezahlter Kaution und leistete zwei Tage gemeinnützige Arbeit. Ein Schuldeingeständnis musste er aber nicht ablegen. Die Staatsanwaltschaft verwies darauf, dass eine solche Entscheidung bei derart geringfügigen Vergehen an Chicagoer Gerichten üblich sei.
Bei der Polizei und der Stadt Chicago sorgte die Vereinbarung für wütende Reaktionen. US-Präsident Trump persönlich kündigte an, dass US-Bundesbehörden den Fall erneut prüfen werden. Smollett bestreitet, die Attacke inszeniert zu haben.
(W.Budayev--DTZ)