Experten sehen Schweigen des Umfelds als zentrales Problem bei sexuellem Missbrauch
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat das Schweigen von Angehörigen und Freunden von Missbrauchsopfern als ein zentrales Problem beim sexuellen Missbrauch beschrieben. Bei der Vorlage der Bilanz der ersten Laufzeit der Kommission sagte deren Vorsitzende Sabine Andresen am Mittwoch in Berlin, aus den Berichten der Betroffenen gehe vor allem hervor, "wie häufig das nahe Umfeld und die gesamte Gesellschaft versagt haben und Kinder nicht geschützt wurden."
Die Kommission stützt ihren Bericht auf den Kontakt zu 1700 Missbrauchsopfern, die sich seit Mai 2016 gemeldet haben. Dabei wurden rund 900 vertrauliche Anhörungen vorgenommen und 300 schriftliche Berichte ausgewertet. Die Taten gab es in allen gesellschaftlichen Bereichen, von der Familie über das nahe soziale Umfeld bis hin zu Schule, Kirche und Sport.
Wie die Kommission berichtete, ist eines der wichtigsten Themen der Opfer "das Schweigen der Anderen". Nahe Familienangehörige, Nachbarn, Lehrkräfte, Mitarbeitende des Jugendamtes und andere hätten somit dazu beigetragen, dass der erlebte Missbrauch nicht beendet und auch später die Aufarbeitung verhindert wurde. Für Prävention und Kinderschutz sei es zentral, diesen Widerständen und dem Schweigen etwas entgegenzusetzen.
(A.Stefanowych--DTZ)