Mehrere Länder stoppen Einsatz von Unglücksmaschine Boeing 737 MAX 8
Nach dem Absturz einer Boeing 737 MAX 8 mit 157 Todesopfern laufen die Ermittlungen zur Unglücksursache auf Hochtouren: Bei der Fehlersuche richtete sich der Blick der Ermittler am Montag auch auf den neuen Flugzeugtyp, der in den vergangenen sechs Monaten bereits zwei schwere Abstürze verzeichnete. Mehrere Länder verboten Starts der Maschinen. Auch Tuifly, das in Deutschland ab Mitte April mit der ersten Boeing 737 MAX 8 starten will, äußerte sich abwartend.
Große Hoffnungen richtete sich auf die Blackboxes der Maschine, die am Montag gefunden wurden, wie die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines im Kurzmitteilungsdienst Twitter mitteilte. Die beiden Flugschreiber, also Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber, können wichtige Hinweise auf die Absturzursache geben.
Die Ethiopian-Airlines-Maschine war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start von Addis Abeba Richtung Nairobi abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Der Pilot hatte nach Angaben der Fluggesellschaft Probleme gemeldet und um die Erlaubnis gebeten, kehrt zu machen. Kurze Zeit später zerschellte die Maschine.
Es ist bereits das zweite Unglück innerhalb eines halben Jahres mit dem Flugzeugtyp. Äthiopien, China und Indonesien ließen ihre 737 MAX 8-Maschinen vorerst am Boden. Ethiopian Airlines verfügt über sechs weitere Boeing 737 MAX 8 und hatte insgesamt 30 der Maschinen geordert. Die Unglücksmaschine war Mitte November geliefert worden.
Auch die chinesische Luftfahrtbehörde ordnete ein Startverbot an. Sie verwies auf "Ähnlichkeiten" bei dem Absturz der Boeing von Ethiopian Airlines und dem Absturz eines Flugzeugs im Oktober in Indonesien. Es habe sich jeweils um neu ausgelieferte Boeing 737 MAX 8 gehandelt, außerdem seien beide Maschinen in der Startphase verunglückt. Der Flugbetrieb könne wieder aufgenommen werden, wenn Boeing und die US-Luftfahrtbehörde FAA die Sicherheit garantierten.
Auch Indonesien wollte die Maschinen zunächst überprüfen lassen. Südkorea schickte Inspekteure zum Billigflieger Eastar Jet, der zwei der Maschinen hat.
Mitte April will Tuifly die erste MAX 8 in Deutschland in Betrieb nehmen, in den kommenden Jahren sollen dutzende weitere dazukommen. Auch die Billigairline Norwegian hat einige Maschinen im Einsatz. Ryanair hat 135 Stück bestellt, allerdings bis Ende Januar noch keine bekommen. Wie ein Tuifly-Sprecher sagte, warten die meisten Fluggesellschaften nun auf Informationen von Boeing und der FAA.
Am Absturzort beim äthiopischen Dorf Tulu Fara rund 60 Kilometer östlich von Addis Abeba zeugte ein großer Krater von der Wucht des Aufpralls. Ein Augenzeuge, Tegegn Dechasa, sagte AFP, die Maschine habe schon gebrannt, bevor sie beim Aufprall explodiert sei.
Das Auswärtige Amt bestätigte fünf deutsche Todesopfer. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte den Angehörigen ihr "tief empfundenes Mitgefühl". Auch Papst Franziskus äußerte seine Betroffenheit.
Die Opfer stammten aus 35 Ländern, zumeist aus Kenia und Kanada. Unter den Toten sind 22 UN-Mitarbeiter. Viele von ihnen waren auf dem Weg zu einer Konferenz des UN-Umweltprogramms (Unep) in Nairobi.
Erst im Oktober war eine Boeing 737 MAX 8 der Fluggesellschaft Lion Air vor der indonesischen Küste abgestürzt, ebenfalls kurz nach dem Start. Alle 189 Menschen an Bord starben. Luftfahrtexperten kritisierten damals, Boeing habe die Fluggesellschaften und Piloten nicht ausreichend über ein neues System gegen Strömungsabrisse informiert.
Allerdings hätte die Lion-Air-Maschine laut einem vorläufigen Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden wegen gravierender technischer Mängel nicht starten dürfen. Die Maschine hatte demnach Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den AOA-Sensoren, die Daten zum Auftrieb eines Flugzeugs liefern.
Die Boeing-Titel gaben am Montag kurz nach Handelsbeginn an der New Yorker Wall Street deutlich nach. Am Nachmittag (MEZ) notierten die Aktien bei 373,23 Dollar (rund 332 Euro) - ein Minus von 11,7 Prozent.
(P.Vasilyevsky--DTZ)