Neue Runde im Familienstreit der Welfen um Zukunft von Schloss Marienburg
Im erbitterten Streit der Welfen um Schloss Marienburg hat Erbprinz Ernst August junior Äußerungen seines Vaters über eine mögliche Rückforderung des Familienvermögens als falsch bezeichnet. Juristisch bestehe kein Zweifel daran, dass er Eigentümer des Anwesens sei und uneingeschränkt darüber verfügen könne, erklärte er am Mittwochabend in Pattensen.
Das habe jüngst auch der Rechtsgutachter des Landes Niedersachsen bestätigt. Eine Beteiligung seines Vaters Ernst August von Hannover an den Gesprächen mit dem Land über den Erhalt der Marienburg sei rechtlich nicht erforderlich und nicht geplant. Dieser habe "über die Zukunft dieses Kulturdenkmals schon seit langem kein Wort mehr mitzureden", hieß es in seiner Mitteilung. "Dabei wird es bleiben."
Innerhalb der Adelsfamilie gibt es einen Streit über die Zukunftspläne für die renovierungsbedürftige und im Unterhalt teure Marienburg. Ernst August junior wollte das alte Sommerschloss der Familie für den symbolischen Preis von einem Euro an das Land verkaufen. Der nahezu fertig ausgehandelte Deal wurde allerdings nach vehementen Einsprüchen seines Vaters wieder auf Eis gelegt.
Die Gespräche über eine Lösung laufen allerdings weiter. Der Sohn will das historische Anwesen bei Hannover nach eigenen Angaben so schnell wie möglich in eine gemeinnützige Stiftung überführen und damit für die Zukunft dauerhaft sichern. Parallel betreibt der Erbprinz eine Neuausrichtung des Besucher- und Gastronomiebereichs.
Ernst August senior bezweifelt, dass sein Sohn zu einem Verkauf berechtigt ist. In einer neuen Stellungnahme warnte er vor dem "Ausverkauf der familiären Kulturgüter", forderte die Teilnahme an den weiteren Planungen und brachte eine Rückabwicklung der mit seinem Sohn ausgehandelten Erbschafts- und Schenkungsverträge ins Spiel. Dieser verwaltet den Familienbesitz der Welfen seit 2004.
Nach Angaben von Ernst August junior scheidet eine Rückabwicklung der Schenkung wegen angeblichen "groben Undanks" juristisch aber aus. Das habe auch der Rechtsgutachter des Landes Niedersachsen bestätigt, erklärte er. Darüber hinaus warf er seinem Vater vor, für den schlechten Zustand der Marienburg verantwortlich zu sein.
"Im Unterschied zu meinem Vater habe ich in den letzten Jahren in den Erhalt und die touristische Nutzung investiert und konnte zusammen mit meiner Mannschaft die Besucherzahlen in kurzer Zeit versechsfachen", teilte der Sohn mit. Bei der Übernahme der Verantwortung habe er die Burg in schlechtem Zustand vorgefunden.
Die Marienburg ist die Sommerresidenz des Fürstenhauses der Welfen. Das zwischen 1858 und 1867 im neugotischen Stil errichtete Schloss liegt 20 Kilometer südlich von Hannover und ist samt Einrichtung in nahezu authentischer Form erhalten. Es dient heute als Ausflugsziel.
Die Welfen bezeichnen sich selbst als das älteste Fürstengeschlecht Europas. Zu ihnen gehörte im zwölften Jahrhundert der berühmte Herzog Heinrich der Löwe. Im 18. und 19. Jahrhundert regierten die Welfen in Personalunion zugleich auch das Königreich Großbritannien.
(Y.Ignatiev--DTZ)