Deutsche Tageszeitung - Explosionen in Brasilien: Mann wollte mit Sprengstoff Obersten Gerichtshof betreten

Explosionen in Brasilien: Mann wollte mit Sprengstoff Obersten Gerichtshof betreten


Explosionen in Brasilien: Mann wollte mit Sprengstoff Obersten Gerichtshof betreten
Explosionen in Brasilien: Mann wollte mit Sprengstoff Obersten Gerichtshof betreten / Foto: © AFP

Nur Tage vor Beginn des G20-Gipfels in Brasilien hat ein Mann versucht, mit Sprengstoff das Oberste Gericht in der Hauptstadt Brasília zu betreten, und ist dann bei einer Explosion ums Leben gekommen. Der Mann habe sich dem Gericht am Mittwoch genähert, "versuchte einzutreten, scheiterte und die Explosion ereignete sich am Eingang", sagte die Vize-Gouverneurin von Brasília, Celina Leão. Es gebe keine Verletzten.

Textgröße ändern:

Insgesamt ereigneten sich zwei Explosionen. Zunächst hatte es gegen 19.30 Uhr (Ortszeit, 23.30 Uhr MEZ) eine Detonation in einem Auto auf dem Platz vor dem Obersten Gerichtshof gegeben. Die zweite Explosion ereignete sich einige Sekunden später, als der Mann in das Gericht hineingehen wollte - diese Explosion tötete ihn laut der Vize-Gouverneurin. Auf Fotos der Nachrichtenagentur AFP war der leblose Körper eines Mannes zu sehen, der auf dem abgeriegelten Platz vor Gerichtsgebäude lag.

Nach ersten Erkenntnissen handele es sich um einen "Suizid", sagte die Vize-Gouverneurin weiter. Die Polizei erklärte, Ermittlungen zu den "Angriffen" eingeleitet zu haben.

Streifenpolizisten hätten das brennende Fahrzeug entdeckt und gesehen, wie ein Mensch aus dem Auto eilte, sagte Rodrigo Santos von der Militärpolizei des Bundesdistrikts, in dem die Hauptstadt liegt. Im Auto habe sich eine Art Bombe befunden, "mehrere Sprengsätze, die mit Ziegelsteinen verbunden waren", aber es sei nicht vollständig ausgebrannt, fuhr Santos fort.

Nach einem vom Sender GloboNews veröffentlichten Polizeidokument war der Tote auch der Besitzer des Autos. Er soll dem Medienbericht zufolge bei den Lokalwahlen im Jahr 2020 für die Partei des damaligen rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro für den Stadtrat kandidiert haben.

Der Vorfall ereignete sich in einer Zeit erhöhter Sicherheitsvorkehrungen: Ab kommendem Montag treffen sich die Staatenlenker der G20-Gruppe in Rio de Janeiro, unter ihnen US-Präsident Joe Biden und der chinesische Staatschef Xi Jinping. Danach soll Xi im Land bleiben, da er am Mittwoch zu einem Staatsbesuch in der Hauptstadt erwartet wird.

Der Oberste Gerichtshof erklärte am Mittwoch, dass das Gerichtsgebäude evakuiert worden sei, nachdem zwei Explosionen zu hören gewesen seien. Zum Ende der Sitzung am Mittwoch seien "zwei starke Explosionen" in der Nähe zu hören gewesen, erklärte der Gerichtshof. Daher seien die Richter und weiteren Beschäftigten vor Ort als "Vorsichtsmaßnahme" evakuiert worden.

Der Oberste Gerichtshof befindet sich in der Hauptstadt Brasília am Praça dos Três Poderes (Platz der drei Gewalten), dem Herzen der brasilianischen Demokratie. Dort befinden sich auch der Präsidentenpalast und das Parlament.

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sei zum Zeitpunkt der Explosionen nicht vor Ort gewesen, erklärte ein Sprecher. Der Präsidentenpalast wurde abgeriegelt und ein großes Polizeiaufgebot um den Platz postiert.

Die Gegend war Anfang vergangenen Jahres Schauplatz von Gewalt gewesen. Der als "Tropen-Trump" bekannte Bolsonaro war abgewählt worden, sein Widersacher Lula gewann mit einer knappen Mehrheit. In der Folge stürmten Bolsonaros Anhänger am 8. Januar 2023 den Präsidentenpalast, das Parlament und den Obersten Gerichtshof und behaupteten ohne Belege, Bolsonaro sei der Wahlsieg gestohlen worden. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen wird gegen Bolsonaro wegen eines versuchten Staatsstreichs ermittelt.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

Cannabisplantage mit 600 Pflanzen in früherem Café in Nordrhein-Westfalen entdeckt

Bei der Durchsuchung eines leerstehenden Cafés im nordrhein-westfälischen Herne hat die Polizei eine Cannabisplantage mit mehr als 600 Pflanzen entdeckt. Der Ermittlungserfolg gelang den Beamten am Mittwoch im Stadtteil Holthausen, wie die Polizei in Bochum am Donnerstag mitteilte. Neben den hunderten Cannabispflanzen fanden die Ermittler auch zahlreiche getrocknete Blüten und Anbauzubehör.

Siebeneinhalb Jahre Haft für Frau wegen Totschlags an Mann in Baden-Württemberg

Das Landgericht Konstanz hat im Fall der Tötung eines Manns in einer Wohnung die Angeklagte wegen Totschlags zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Zudem wurde ihre Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet, wie eine Gerichtssprecherin am Donnerstag in der baden-württembergischen Stadt mitteilte.

Schleswig-Holstein: Mann nach Irrfahrt mit Rettungswagen in Untersuchungshaft

Nach einer Irrfahrt mit einem gestohlenen Rettungswagen von Hamburg nach Kiel ist ein 29-Jähriger nun doch in Untersuchungshaft genommen worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Kiel mitteilten, wurde er am Mittwoch wieder aus einer psychiatrischen Fachklinik entlassen, in die ihn ein Amtsarzt am Montag eingewiesen hatte. Die Staatsanwaltschaft beantragte daraufhin einen Untersuchungshaftbefehl, der Mann kam in ein Gefängnis.

Anklage gegen mutmaßlichen Fluchthelfer in Rheinland-Pfalz

Die Staatsanwaltschaft im rheinland-pfälzischen Landau hat Anklage gegen einen Mann erhoben, der einem Gefangenen während eines Freigangs bei seiner Flucht aus dem Gefängnis geholfen haben soll. Dem 45-Jährigen werden Gefangenenbefreiung und Vollstreckungsvereitelung vorgeworfen, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. Demnach soll der 45-Jährige wissentlich in die Fluchtpläne des 43-Jährigen eingebunden gewesen sein.

Textgröße ändern: