Sara Danius gibt ihren Sitz in der Schwedischen Akademie auf
Der Skandal um die Schwedische Akademie, die den Literatur-Nobelpreis vergibt, ist um ein Kapitel reicher: Die Schriftstellerin Sara Danius gab am Dienstag ihren Sitz in der Akademie auf, nachdem sie vor knapp einem Jahr im Zuge eines Missbrauchsskandals bereits den Vorsitz der Akademie niedergelegt hatte. "Ich habe entschieden, auf meinen Sitz zu verzichten", erklärte die 56-Jährige in Stockholm. Der Akademie anzugehören, sei ihr "eine Ehre" gewesen.
Die Essayistin und Literatur-Professorin Danius war 2013 in die Akademie aufgenommen worden. Zwei Jahre später wurde sie die ständige Sekretärin der Akademie und damit das Gesicht dieser Institution. Sie war die erste Frau seit Gründung der Akademie im Jahr 1786, die den Chefposten übernahm. Unter ihrem Vorsitz fiel 2016 die umstrittene Entscheidung, die US-Rockikone Bob Dylan mit dem Literatur-Nobelpreis auszuzeichnen.
Im April 2018 legte Danius den Vorsitz auf Wunsch der Akademie nieder. Damit reagierte sie auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Jean-Claude Arnault, einen der Akademie nahestehenden hochrangigen Kulturfunktionär. Die Zeitung "Dagens Nyheter" hatte berichtet, dass Arnault über Jahre hinweg 18 weibliche Mitglieder der Akademie, Frauen oder Töchter von Akademiemitgliedern und Mitarbeiterinnen belästigt oder missbraucht habe.
Im Oktober wurde Arnault wegen der Vergewaltigung einer Frau zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, in einem Berufungsurteil wurde die Strafe Anfang Dezember auf zwei Jahre und sechs Monate Haft erhöht. Arnault ging erneut in Berufung, die Entscheidung von Schwedens Oberstem Gerichtshof steht noch aus.
Weil wegen des Missbrauchskandals einige Akademie-Mitglieder ihre Mitarbeit aufkündigten, war vergangenes Jahr die Vergabe des Literatur-Nobelpreises ausgefallen. Dieses Jahr will die Akademie die renommierten Auszeichnung zum Ausgleich zweimal vergeben.
Drei Sitze in der Akademie sind derzeit vakant, wie der Interimssekretär der Akademie, Anders Olsson, am Dienstag mitteilte. Diese würden auf jeden Fall mit Frauen besetzt, um das "Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen in der Akademie" zu erhalten.
(W.Budayev--DTZ)