Affäre um angeblich fingierten Angriff hat für Smollett berufliche Folgen
Die Affäre um die mögliche Vortäuschung eines rassistischen und homophoben Angriffs hat für den US-Schauspieler Jussie Smollett neben juristischen auch berufliche Konsequenzen. Die Produzenten der TV-Serie "Empire" teilten am Freitag mit, sie hätten Smollett aus den letzten beiden Folgen der derzeitigen Staffel gestrichen. Dem 36-Jährigen droht wegen seiner angeblichen Falschaussage eine bis zu dreijährige Haftstrafe.
Der homosexuelle Afroamerikaner hatte Ende Januar berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und rassistisch und schwulenfeindlich beleidigt worden. Nach Überzeugung der Polizei war die Attacke aber gestellt: Smollett soll zwei Männern für den vorgetäuschten Angriff 3500 Dollar (rund 3100 Euro) gezahlt haben, weil er sich von seiner Opferrolle berufliche Vorteile erhofft habe.
Der Schauspieler wurde am Donnerstag kurzzeitig festgenommen und formell einer Straftat wegen seiner angeblichen Falschangaben beschuldigt. Gegen eine Kaution von 100.000 Dollar kam er dann wieder auf freien Fuß.
Die Produzenten der im US-Sender Fox laufenden "Empire"-Serie hatten sich wiederholt mit Smollett solidarisiert, nachdem erstmals der Verdacht aufgekommen war, er könnte den Angriff fingiert haben. Nun aber erklärten sie, sie hätten die Streichung von Smolletts Rolle in den zwei noch zu drehenden Folgen beschlossen, um "weitere Störungen" der Arbeit der Filmcrew zu vermeiden.
Die Anschuldigungen gegen Smollett nannten die "Empire"-Macher "sehr beunruhigend". Für ihre Klärung vertrauten sie auf das juristische Procedere. Unklar blieb damit, ob Smollett in einer möglichen sechsten Staffel wieder auftreten würde. Er spielt in der seit 2015 laufenden Erfolgsserie den offen homosexuellen Sohn eines Hip-Hop-Moguls. Der von ihm dargestellte Jamal Lyon zählt zu den Lieblingsfiguren der "Empire"-Fans.
Der angebliche Angriff auf Smollett hatte aber nicht nur in der Filmbranche und bei Fans für Empörung gesorgt, sondern war auch schnell von vielen Politikern scharf verurteilt worden. Die Attacke schien für die zunehmende Gewalt gegen Minderheiten in den USA zu stehen, für die Kritiker auch die aggressive Rhetorik von Präsident Donald Trump verantwortlich machen.
Die Ermittler gelangten aber zu dem Schluss, dass der Schauspieler "den Schmerz und die Wut über den Rassismus ausgenutzt" habe, um seine Karriere zu befördern, wie der Polizeichef von Chicago, Eddie Johnson, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz sagte. Nach seinen Angaben soll es Smollett auch um materielle Vorteile gegangen sein: Er sei "unzufrieden mit seinem Gehalt" gewesen.
Die Anwälte des Schauspielers kritisierten die Polizei scharf: Mit der Pressekonferenz sei auf der Unschuldsvermutung "herumgetrampelt" worden. Smollett beharre auf seiner Unschuld und fühle sich "von einem System verraten, das anscheinend einen fairen Prozess überspringen und direkt zum Urteil übergehen will".
(Y.Leyard--DTZ)