US-Schauspieler Smollett wegen womöglich vorgetäuschten Angriffs festgenommen
Die angebliche homophobe und rassistische Attacke auf den US-Schauspieler Jussie Smollett hatte für Empörung gesorgt - nun aber wird Star aus der TV-Serie "Empire" von den Ermittlern beschuldigt, die Attacke lediglich vorgetäuscht zu haben. Der 36-Jährige wurde in Gewahrsam genommen, wie die Polizei in Chicago mitteilte. Ihm werden absichtliche Falschangaben gegenüber der Polizei sowie ordnungswidriges Verhalten angelastet.
Der offen homosexuelle Afroamerikaner hatte Ende Januar berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten rassistisch und schwulenfeindlich beleidigt, geschlagen und mit Bleichmittel überschüttet worden. Außerdem hätten die Angreifer ihm einen Strick um den Hals gelegt und geschrien, Chicago sei "MAGA-Land" - in Anspielung auf den Slogan von US-Präsident Donald Trump, "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig").
Die Polizei leitete daraufhin Ermittlungen wegen eines möglichen Hassverbrechens ein. Den Ermittlern kamen aber Zweifel an der Darstellung des "Empire"-Darstellers, als sie zwei festgenommene Verdächtige befragten. Die beiden Brüder sollen Medienberichten zufolge angegeben haben, für eine Inszenierung des Angriffs angeheuert worden zu sein. Demnach war Smollett unzufrieden darüber, dass ein zuvor an ihn gerichteter Drohbrief nicht die von ihm erwartete Aufmerksamkeit erhalten hatte.
Die beiden "potenziellen Verdächtigen" wurden schließlich wieder freigelassen, ohne dass die Polizei Anschuldigungen gegen sie erhob. Die Ermittler nahmen anschließend den Schauspieler selbst ins Visier. Am Mittwoch wurden er dann formell beschuldigt, den Angriff inszeniert zu haben.
Smolletts Anwälte kündigten eigene Nachforschungen an. Sie erklärten, für ihren Mandanten gelte wie für jeden anderen Bürger die Unschuldsvermutung - besonders in einem solchen Fall, in dem wiederholt "richtige und falsche Informationen" an die Öffentlichkeit gelangt seien.
Der angebliche Angriff auf Smollett hatte nicht nur in der Filmbranche für Empörung gesorgt, sondern war auch schnell von vielen Politikern scharf verurteilt worden. Er schien für die zunehmende Gewalt gegen Minderheiten in den USA zu stehen, für die Kritiker auch die aggressive Rhetorik von Präsident Trump verantwortlich machen.
Tatsächlich ist die Zahl von Hassverbrechen in den USA nach Angaben der Bundespolizei FBI im Jahr 2017 um 17 Prozent gestiegen. Opfer waren vor allem Afroamerikaner und Juden. Mehrere US-Zeitungen schrieben nun aber selbstkritisch, im Fall Smollett hätten Journalisten und Politiker vorschnell reagiert und die Angaben des Schauspielers unkritisch übernommen.
(Y.Leyard--DTZ)