Deutsche Tageszeitung - Regierungsberater beklagen weiter hohe Bürokratiekosten - aber loben erste Erfolge

Regierungsberater beklagen weiter hohe Bürokratiekosten - aber loben erste Erfolge


Regierungsberater beklagen weiter hohe Bürokratiekosten - aber loben erste Erfolge
Regierungsberater beklagen weiter hohe Bürokratiekosten - aber loben erste Erfolge / Foto: © AFP/Archiv

Die Bürokratielast in Deutschland ist weiterhin sehr hoch, jedoch durch Maßnahmen der Ampel-Regierung leicht gesunken. Das ist das Ergebnis des am Dienstag veröffentlichten Jahresberichts des Normenkontrollrats (NKR). Demnach muss die öffentliche Verwaltung zwar erneut höhere Bürokratiekosten schultern, jedoch wird die Wirtschaft erstmals seit 2019 entlastet. Den Anstieg von insgesamt rund 400 Millionen Euro sehen die Expertinnen und Experten nach den Milliardenzunahmen der vergangenen Jahre als ersten Erfolg.

Textgröße ändern:

Dazu beigetragen haben laut NKR die in der vergangenen Woche vom Bundestag verabschiedeten Maßnahmen zum Bürokratieabbau. Das vierte sogenannte Bürokratieentlastungsgesetz sieht kürzere Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege, einen Wegfall der Hotelmeldepflicht für deutsche Gäste, digitale Arbeitsverträge sowie Erleichterungen für Steuerberaterinnen und Steuerberater vor. Es hat laut NKR ein Entlastungsvolumen von rund einer Milliarde Euro.

Der 2006 gegründete zehnköpfige NKR ist ein unabhängiges Expertengremium, das Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat bei Bürokratieabbau und besserer Rechtsetzung berät. Die Expertinnen und Experten lobten am Dienstag das im April in Kraft getretene Wachstumschancengesetz der Bundesregierung. Dieses entlaste die Wirtschaft um rund 1,4 Milliarden Euro an Bürokratiekosten. Da die Wirtschaft an anderer Stelle - besonders durch EU-Vorgaben - belastet wurde, summieren sich die Einsparungen für die Wirtschaft nur auf 433 Milliarden Euro.

Das ist laut NKR die erste bürokratiebezogene Entlastung seit 2019. Das Gremium bewertet dies als "wichtigen Schritt" und spricht ein "verhaltenes Lob" an die Bundesregierung aus. Dennoch muss die Wirtschaft demnach einen Erfüllungsaufwand von 9,7 Milliarden Euro leisten.

Die Bürokratiekosten der Verwaltung haben sich auf 1,7 Milliarden Euro fast verdoppelt, die der Bürgerinnen und Bürger bleiben bei 4,8 Milliarden Euro etwa unverändert. Insgesamt ergab sich damit im zweiten Halbjahr 2023 und im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland eine Bürokratielast von rund 16,2 Milliarden Euro. Das ist laut dem NKR-Vorsitzenden Lutz Goebel immer noch ein "wahnsinnig hoher" Wert.

"Am Gesamtphänomen hat sich wenig geändert", sagte Goebel bei der Berichtspräsentation am Dienstag. "Deutschland ist und bleibt ein kompliziertes Land, das sich eingemauert hat in einer Vielzahl von Regeln und Verfahren." Diese seien zwar gut gemeint gewesen, führten aber in der Summe "zu einem Zustand, der uns Wettbewerbsfähigkeit kostet, Innovationskraft bremst und die Handlungsfähigkeit der öffentlichen Hand einbremst", sagte Goebel weiter.

Angesichts der wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland gebe es "fast nichts wichtigeres, als Wege für mehr wirtschaftliche Dynamik zu suchen", fuhr Goebel fort. Er forderte unter anderem ein jährliches Bürokratieentlastungsgesetz. Abbau unnötiger Bürokratie sei "ein Konjunkturprogramm zum Nulltarif". Goebel appellierte auch an jede und jeden Einzelnen, das "eigene Anspruchsdenken" zu hinterfragen, dass "auf jeden Einzelfall mit Gesetzen" reagiert werden müsse.

Um Vorschläge zum Abbau von bürokratischen Hürden umzusetzen, mangele es häufig "am Mut derjenigen, die diese Vorschläge in den Ministerien prüfen", kritisierte Goebel. "Bürokratieabbau ist möglich, wenn die Politik ihn will", sagte er.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hält die Empfehlungen für "wertvoll", sieht die Bundesregierung aber bereits "auf dem richtigen Weg". Er kündigte "ein starkes Jahresbürokratieentlastungsgesetz 2025" an. "Der Bericht des NKR zeigt aber auch eindrücklich auf: Die EU muss liefern. Denn die Brüsseler Bürokratie kannte zuletzt vor allem den Weg nach oben", urteilte Buschmann.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Emirate bestätigen Ermordung von Rabbiner und melden drei Festnahmen

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben am Sonntag die Ermordung eines israelisch-moldauischen Rabbiners in dem Golfstaat bestätigt und die Festnahme von drei Verdächtigen bekannt gegeben. Das Innenministerium habe mitgeteilt, dass die Behörden "in Rekordzeit die drei an der Ermordung von Zvi Kogan beteiligten Täter festgenommen haben", berichtete die amtliche emiratische Nachrichtenagentur WAM. Israels Regierung hatte zuvor von einem "abscheulichen antisemitischen Terrorakt" gesprochen.

Hisbollah feuert 160 Geschosse auf Israel ab - Nach israelischen Angriffen auf Libanon

Die Kämpfe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz sind am Wochenende mit unverminderter Härte fortgesetzt worden. Die pro-iranische Hisbollah feuerte am Sonntag nach israelischen Armeeangaben insgesamt rund 160 Geschosse auf Israel ab. Am Samstag waren bei israelischen Angriffen auf Ziele im Libanon nach libanesischen Angaben insgesamt mindestens 45 Menschen getötet worden. Im Gazastreifen meldete die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde nach israelischem Beschuss weitere Todesopfer.

Dreh von Rapvideo in Frankfurter Parkhaus löst Polizeieinsatz aus

Der Dreh eines Musikvideos in einem Parkhaus in Frankfurt am Main hat für einen Polizeieinsatz gesorgt. Zeugen meldeten am Samstagabend eine Gruppe von Menschen mit Sturmhauben und Waffen, wie das Polizeipräsidium Frankfurt am Sonntag mitteilte. Die Beamten stießen vor Ort auf die Gruppe, die ohne Drehgenehmigung ein Rapvideo produzieren wollte.

Umstrittener Umbau: Katholische Hedwigskathedrale in Berlin wiedereröffnet

Nach jahrelangen Umbaumaßnahmen ist die katholische Hedwigskathedrale in der Berliner Innenstadt wiedereröffnet worden. Das Gotteshaus solle als Einladung an alle Menschen verstanden werden - "an jene, die an Gott glauben, und an die, die ihre Lebensorientierung ohne Gott leben", sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Sonntag laut vorab verbreitetem Predigttext anlässlich der Wiedereröffnung. Die großen und einladenden Tore der Kathedrale stünden allen offen.

Textgröße ändern: