Deutsche Tageszeitung - Rechtsextremistische Kampfsportgruppe: Bundesanwaltschaft erhebt weitere Anklage

Rechtsextremistische Kampfsportgruppe: Bundesanwaltschaft erhebt weitere Anklage


Rechtsextremistische Kampfsportgruppe: Bundesanwaltschaft erhebt weitere Anklage
Rechtsextremistische Kampfsportgruppe: Bundesanwaltschaft erhebt weitere Anklage / Foto: © AFP/Archiv

Zweieinhalb Monate nach der Verurteilung von vier Angehörigen der rechtsextremistischen Kampfsportgruppe Knockout 51 zu Haftstrafen hat die Bundesanwaltschaft eine weitere Anklage erhoben. Diesmal geht es um zwei mutmaßliche Mitglieder und einen mutmaßlichen Unterstützer der Gruppe aus Thüringen, wie die Karlsruher Behörde am Donnerstag mitteilte. Kevin N., Patrick W. und Marvin W. waren im Dezember festgenommen worden.

Textgröße ändern:

Die Neonazigruppe steht seit längerem im Visier von Polizei und Justiz. Sie soll in Eisenach und Erfurt sowie überregional fester Bestandteil der rechtsextremen Szene sein. Die Mitglieder sollen sich in Eisenach als Ordnungsmacht aufgeführt haben.

N. wird vorgeworfen, die Gruppe spätestens im März 2019 zusammen mit drei anderen Männern gegründet zu haben, die Anfang Juli bereits in erster Instanz vom Oberlandesgericht in Jena verurteilt wurden. Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Bei Knockout 51 handelt es sich laut Bundesanwaltschaft um eine rechtsextremistische Kampfsportgruppe.

Unter dem Deckmantel gemeinsamen Trainings habe sie junge Männer angelockt, mit rechtsextremem Gedankengut indoktriniert und für Angriffe auf Polizisten und politisch Andersdenkende ausgebildet. Nach Überzeugung der Anklagebehörde strebten die Mitglieder zumindest ab Frühjahr 2021 auch die Tötung von Linksextremisten an.

N. soll als Rädelsführer gehandelt haben. Ihm wird vorgeworfen, andere Mitglieder im Sinn der Ideologie geschult zu haben. Er soll auch sogenannte Kiezstreifen geleitet und Veranstaltungen abgesichert haben. Zudem sei er in Propaganda involviert gewesen. Bei Protestveranstaltungen gegen Coronamaßnahmen habe er gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei oder Angehörigen des politisch linken Spektrums gesucht.

Im September 2021 soll Knockout 51 einen Angriff auf ihren mutmaßlichen Rädelsführer Leon R. erwartet und einen tödlichen Gegenangriff in Erfurt geplant haben. N. habe dieses Aufeinandertreffen absichern und bei Bedarf Unterstützung anderer Rechtsextremer anfordern sollen. Es kam aber trotz Provokationen von Knockout 51 nicht dazu, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte.

Patrick W., einem Führungsmitglied der NPD-Nachfolgepartei Die Heimat, wirft die Bundesanwaltschaft vor, bei Treffen und Schulungen von Knockout 51 mitgearbeitet zu haben. Außerdem habe er der Gruppe einen Raum in der Geschäftsstelle der Thüringer NPD als Waffenlager zur Verfügung gestellt.

Marvin W. wiederum soll sich der Gruppe im März 2019 angeschlossen und an Kampfsport- und Schießtrainings teilgenommen haben. Auch er sei bei sogenannten Kiezstreifen dabei gewesen, erklärte die Bundesanwaltschaft. Außerdem habe er Leon R. beim Bau einer Schusswaffe geholfen.

Im September 2021 soll er mit N. für den geplanten - aber nicht ausgeführten - tödlichen Gegenangriff auf Linksextremisten nach Erfurt gefahren sein. Die für ihn angedachte Aufgabe sei es gewesen, mit dem Auto in die Gegner zu fahren.

Marvin W. und N. sitzen in Untersuchungshaft, Patrick W. ist nach Angaben der Bundesanwaltschaft inzwischen auf freiem Fuß. Er soll sich wegen des Vorwurfs der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verantworten.

Marvin W. werden die Mitgliedschaft in einer solchen Gruppe sowie ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen, N. neben der Mitgliedschaft bei Knockout 51 auch die Mitgründung und das Agieren als Rädelsführer. Über die Zulassung der Anklage entscheidet das Oberlandesgericht Jena.

(T.W.Lukyanenko--DTZ)

Empfohlen

Von der Leyen verkündet EU-Hilfen von zehn Milliarden Euro für Hochwasser-geschädigte Länder

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat europäische Hilfen in Höhe von zehn Milliarden Euro für die von Überschwemmungen betroffenen Länder in Ost- und Mitteleuropa angekündigt. "Auf den ersten Blick sind zehn Milliarden Euro aus dem Kohäsionsfonds für die betroffenen Länder mobilisierbar. Das ist jetzt eine Notfallreaktion", sagte von der Leyen bei einem Besuch im polnischen Flutgebiet Breslau am Donnerstag vor Journalisten.

Zwei Vermisste bei Überschwemmungen in Norditalien - Hunderte Menschen evakuiert

Wegen Überschwemmungen im Gefolge des Sturmtiefs Anett (international "Boris" genannt) haben die Behörden in Norditalien rund tausend Menschen in Sicherheit gebracht. Nach heftigen Regenfällen standen Gebiete in der Emilia-Romagna und den Marken am Donnerstag unter Wasser. Zwei Menschen galten nach Angaben von Verkehrsstaatssekretär Galeazzo Bignami als vermisst, nachdem das Dach eines Gebäudes einstürzte, auf das sie sich vor den Wassermassen geflüchtet hatten.

Urteil: Denkmalgeschützte frühere Synagoge in Detmold darf nicht abgerissen werden

Die denkmalgeschützte frühere Hofsynagoge im nordrhein-westfälischen Detmold darf nicht abgerissen werden. Das Oberverwaltungsgericht Münster entschied am Donnerstag, dass der Eigentümer keine Abrissgenehmigung bekommt. Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert steht schon seit Ende der 80er Jahre leer, der Eigentümer wollte an der Stelle Parkplätze bauen.

Kölner Ermittler: Niederländische Mafia für Explosionen verantwortlich

In der Serie von Sprengstoff- und Brandanschlägen sowie Schüssen auf Wohnhäuser in Köln und Umgebung gehen die Ermittler davon aus, dass die dahinter stehenden Täter in den Niederlanden sitzen. Der Kölner Kriminaldirektor Michael Esser sagte am Donnerstag vor Journalisten, die Verbindung der Taten zur organisierten Kriminalität liege auf der Hand. Eine Verbindung zu niederländischen Straftätern lasse sich auch bereits "durch spezielle Erkenntnisse belegen".

Textgröße ändern: