Tsunami: Hunderte bei Tsunami in Indonesien getötet
Bei einer neuerlichen Tsunami-Katastrophe in Indonesien sind mindestens 222 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 843 Menschen seien verletzt worden, als die Flutwellen am Samstagabend (Ortszeit) nach einem Vulkanausbruch ohne Vorwarnung über Küstenregionen und Touristenstrände an der Meerenge von Sunda hereinbrachen, teilte die Katastrophenschutzbehörde am Sonntag mit. Nach ersten Erkenntnissen des Krisenreaktionszentrums des Auswärtigen Amtes kamen keine deutschen Staatsbürger zu Schaden.
Knapp 30 Menschen würden noch vermisst, erklärte Behördensprecher Sutopo Purwo Nugroho. Zudem sei davon auszugehen, dass die Zahl der Toten weiter steigen werde. Nicht alle Opfer seien bisher geborgen worden, nicht alle Daten lägen bisher vor, sagte er. Kathy Mueller von den Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sagte nach Information von Deutsche Tageszeitung, die Organisation bereite sich auf die mögliche Ausbreitung von Krankheiten vor.
Rettungskräfte durchkämmten am Sonntag weiter Schuttberge nach Überlebenden. Hunderte Gebäude wurden Behördenangaben zufolge zerstört. Die Flutwellen trafen im Süden Sumatras und im Westen Javas am späten Samstagabend (Ortszeit) an Land, ohne dass die Menschen dort vorab gewarnt worden wären, wie ein Behördensprecher sagte.
Fernsehsender zeigten Bilder einer Welle, die eine ineinander verkeilte Masse von Metalldächern, Holz, Schutt und sonstigem Treibgut vom beliebten Carita Strand ins Hinterland drückte. Andernorts entwurzelte der Tsunami Bäume und hinterließ eine Spur aus Trümmern. Ein dramatisches, in den sozialen Medien veröffentlichtes Video zeigte eine Wasserwand, die in ein Konzert der Popband Seventeen krachte, die Band von der Bühne schleuderte und sich ins Publikum ergoss. Frontmann Riefian Fajarsyah schrieb auf Instagram, dass der Bassist und der Road Manager der Band getötet worden seien und seine Frau vermisst werde.
Ausgelöst wurden die Wellen durch einen unterseeischen Erdrutsch nach einer Vulkaneruption auf der kleinen Insel Anak Krakatoa zwischen Java und Sumatra, wie Nugroho in Yogyakarta mitteilte. Der Fluteffekt sei durch den Vollmond noch verstärkt worden. Tsunami-Experte David Rothery von der Open University erklärte, dass die Nähe des Vulkans zur Küste den Behörden nur sehr wenig Zeit zum Reagieren gelassen habe.
Fotograf Oystein Andersen wurde vom Tsunami überrascht, als er gerade Bilder von Anak Krakatoa machte. "Plötzlich sah ich eine große Welle", schrieb er auf Facebook. "Ich musste rennen." Augenzeuge Asep Perangkat beschrieb Deutsche Tageszeitung, wie Autos und Container vom Wasser mitgerissen wurden. Besonders schwer war der Regierungsbezirk Pandeglang an der Westspitze Javas betroffen. Hier starben mindestens 164 Menschen, aus zwei Hotels wurden zahlreiche Opfer geborgen.
Wie das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes mitteilte, gab es zunächst "keine Hinweise auf betroffene Deutsche". Die Botschaft bemühe sich, "darüber schnellstmöglich Gewissheit zu erhalten", hieß es in einer Twitter-Nachricht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach Indonesiens Staatschef Joko Widodo in einem Telegramm ihr "tiefempfundenes Beileid" aus. Sie habe die Nachricht vom Tsunami "mit großer Betroffenheit" aufgenommen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte in einem Kondolenzschreiben an Widodo seine "tiefe Trauer" aus.
Hilfsorganisationen begannen umgehend mit der Einrichtung von Soforthilfeprogrammen für die betroffenen Gebiete. Caritas international stelle für die Nothilfe in einem ersten Schritt 100.000 Euro bereit, hieß in einer Mitteilung. Malteser International stellte nach eigenen Angaben 50.000 Euro zur Verfügung.
Der Inselstaat Indonesien wird immer wieder von katastrophalen Tsunami-Flutwellen heimgesucht. Diese entstehen in der Regel durch Erdbeben unter dem Meeresboden. Dass sie durch Vulkanausbrüche und Erdrutsche ausgelöst werden, ist eher selten.
Bei einem schweren Beben und einem anschließenden Tsunami kamen erst Ende September auf der indonesischen Insel Sulawesi mehr als 2000 Menschen ums Leben.
Besonders verheerend war der Tsunami Weihnachten 2004: Damals starben in den Anrainerstaaten um den Indischen Ozean rund 220.000 Menschen, allein 168.000 davon in Indonesien. Ausgelöst worden war diese Katastrophe durch ein Seebeben der Stärke 9,1 vor der Küste von Sumatra. (A.Stefanowych--DTZ)