Heimbewohner und Klinikpatienten bei Verpflegung oft unnötigen Risiken ausgesetzt
Klinikpatienten und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen werden bei der Verpflegung oft unnötigen Risiken ausgesetzt. Oft stehen Lebensmittel wie Feinkostsalate, Rohwürste oder Tiefkühlbeeren auf dem Speiseplan, die mit Keimen belastet sein können und bei empfindlichen Menschen schwere Infektionskrankheiten auslösen können, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zeigt.
Auch Räucherfisch und Weichkäse mit Oberflächenschmiere seien mit einem potenziellen Krankheitsrisiko durch Bakterien behaftet, wie die bundesweite Kontrolle der Überwachungsämter aus dem Jahr 2017 zeigt. Nur zehn Prozent der untersuchten Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhaus- und Kureinrichtungen verzichteten bei der Essensversorgung ganz auf solche Risikolebensmittel.
"Es ist erschreckend, dass in so vielen Einrichtungen, in denen man gesund werden soll, das Risiko besteht, am Essen zu erkranken", erklärte BVL-Präsident Helmut Tschiersky bei der Vorstellung des Jahresberichts. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte bereits 2011 Handlungsempfehlungen zum Schutz besonders empfindlicher Personengruppen vor Lebensmittelinfektionen herausgegeben. Nur gut die Hälfte der kontrollierten Einrichtungen (45 Prozent) kannte demnach diese Empfehlungen.
Wie weitere Daten des BVL zeigen, fanden die Kontrolleure im vergangenen Jahr bei jeder achten Probe streichfähiger Rohwurst (12,2 Prozent) Listerienbakterien, die schwere Erkrankungen auslösen können. Im selben Jahr wurden 389 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche an das Robert-Koch-Institut (RKI) und das BVL gemeldet. Darunter waren 49 Ausbrüche, deren Ursache sicher bestimmt werden konnte - neun davon (18,4 Prozent) betrafen Schulen, Kantinen und Pflegeheime.
Wie der BVL-Jahresbericht weiter zeigt, enthalten Smoothies aus frischen Obst und Gemüse beziehungsweise aus getrockneten Pflanzen oder Tiefkühlprodukten hingegen kaum Keime. Von den 158 untersuchten Proben wurden jeweils nur in einer Probe das Darmbakterium Escherichia coli beziehungsweise Listerien nachgewiesen. Salmonellen wurden gar nicht gefunden.
Der Nitratgehalt in den meisten von 153 untersuchten Proben lag unter 200 Milligramm je Liter, nur bei zwölf Prozent wurden höhere Gehalte gefunden. Für Erwachsene stellen die Werte keine Gesundheitsgefahr dar. Bei einem Kind mit 25 Kilogramm Körpergewicht würde mit dem höchsten gemessenen Wert jedoch die täglich duldbare Aufnahmemenge überschritten. Nitrat wandelt sich im Lebensmittel oder im Körper zu gesundheitlich bedenklichem Nitrit um.
Im Fokus der Überwachungsbehörden stehen auch Kosmetika, 2017 wurden schwerpunktmäßig Händler auf Wochenmärkten, Flohmärkten oder Straßenfesten kontrolliert. Diese Produkte waren oft nicht ausreichend gekennzeichnet. Von den 1291 untersuchten Produkten wurde knapp jedes fünfte deswegen beanstandet, unter anderem auch, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten war.
(P.Vasilyevsky--DTZ)