Italienischer Filmemacher Bernardo Bertolucci mit 77 Jahren gestorben
Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci ist tot. Der Filmemacher starb am Montagmorgen im Alter von 77 Jahren in seinem Haus in Rom, wie seine Agentur bestätigte. Italienischen Medienberichten zufolge litt Bertolucci, der mit Filmen wie "Der letzte Tango in Paris" und "Der letzte Kaiser" bekannt geworden war, an Krebs.
Geboren wurde Bertolucci am 16. März 1941 in Parma in Norditalien. Von seinem Vater, der Schriftsteller, Professor und Filmkritiker war, bekam er mit 15 Jahren seine erste Filmkamera. Als Student lernte er den Regisseur Pier Paolo Pasolini kennen, der ihn als Regieassistent für seinen Film "Accatone" (1961) engagierte. Sein eigener Film "Der große Irrtum" von 1969 brachte Bertolucci den Durchbruch.
Weltweit bekannt und berüchtigt wurde Bertolucci 1972 mit "Der letzte Tango in Paris", der damals wegen umstrittener Sexszenen für einen Skandal sorgte. In den italienischen Kinos durfte der Film nicht gezeigt werden. Anstoß erregte vor allem eine Szene, in der Oscar-Preisträger Marlon Brando Butter als Gleitmittel für simulierten Analverkehr mit der französischen Schauspielerin Maria Schneider benutzte.
Bertolucci räumte später ein, die damals erst 19-jährige Schneider bei den Dreharbeiten überrumpelt zu haben. Schneider sagte vier Jahre vor ihrem Tod 2011 in einem Interview, sie habe sich nach der Szene "ein bisschen vergewaltigt" gefühlt und sei noch jahrelang wütend auf Bertolucci und Brando gewesen.
Zu einem Welterfolg wurde auch Bertoluccis Monumentalfilm "Der letzte Kaiser" von 1987 über den Kaiser Puyi von China, der mit neun Oscars ausgezeichnet wurde. Bertolucci durfte damals als erster westlicher Regisseur an Originalschauplätzen in der Volksrepublik drehen. Auch die Goldene Palme des Filmfestivals in Cannes und der Goldene Löwe der Filmfestspiele in Venedig zählen zu seinen Trophäen.
Bertolucci, der der Kommunistischen Partei in Italien angehörte, drehte auch viele politische Filme wie das mehr als fünf Stunden lange Klassenkampf-Epos "1900" von 1967, in dem Stars wie Robert De Niro, Gérard Depardieu und Burt Lancaster mitspielten.
In Venedig wurde Bertolucci 2007 mit dem Goldenen Ehrenlöwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet, die Goldene Ehrenpalme in Cannes bekam er 2011. Der frühere Leiter des Filmfestivals, Gilles Jacob, würdigte Bertolucci am Montag als "den letzten Kaiser des italienischen Kinos". Der Präsident der Biennale in Venedig, Paolo Baratta, erklärte, Bertolucci werde als "einer der Größten des italienischen und weltweiten Kinos" in Erinnerung bleiben.
Auf die Frage, wie er selbst in Erinnerung bleiben wolle, hatte Bertolucci 2013 der Nachrichtenagentur AFP gesagt: "Das ist mir egal." Es gebe ja seine Filme, die die Menschen sich anschauen könnten, sagte der Regisseur bei der Premiere der 3D-Version von "Der letzte Kaiser". "Manchmal lache ich und denke, dass ich eher als Entdecker junger Mädchentalente denn als Filmemacher in Erinnerung bleiben werde", fügte Bertolucci hinzu.
Neben Schneider entdeckte Bertolucci unter anderem die Französin Dominique Sanda, die durch die Hauptrolle in "Der große Irrtum" (1970) international bekannt wurde, die US-Schauspielerin Liv Tyler, die in "Gefühl und Verführung" (1996) mitspielte, und die Französin Eva Green, die in Bertoluccis vorletztem Film "Die Träumer" (2003) auftrat.
(Y.Ignatiev--DTZ)