Frankreich gibt 26 Kunstwerke an den Staat Benin zurück
Frankreich wird 26 während des Kolonialkriegs 1892 geraubte Kunstwerke "ohne Verzögerung" an Benin zurückerstatten. Das teilte die französische Präsidentschaft am Freitagabend mit. Präsident Emmanuel Macron sprach sich außerdem dafür aus, im ersten Quartal 2019 in Paris alle afrikanischen und europäischen Partner zum Thema Austausch von Kunstwerken zusammenzubringen.
Zuvor hatte Macron einen Expertenbericht zur Rückgabe afrikanischer Kunstwerke an die Herkunftsländer entgegengenommen. Die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der senegalesische Schriftsteller und Ökonom Felwine Sarr empfehlen darin eine Gesetzesänderung, um zehntausende Werke zurückzugeben, die in der Kolonialzeit zwischen 1885 und 1960 erbeutet wurden.
"Afrikas Erbe kann nicht nur in europäischen Privatsammlungen und Museen bleiben", hatte Macron vor einem Jahr während einer Rede an der Universität von Ouagadougou gesagt und damit große Hoffnungen in den früheren Kolonien geweckt.
Die französischen Museen blicken dagegen zum Teil besorgt auf die neue Entwicklung, die einen Präzedenzfall in Europa schaffen könnte. In Frankreich befinden sich dem Bericht zufolge mehr als 90.000 afrikanische Kunstwerke. Die meisten gehören zum Bestand des Museums für außereuropäische Kunst am Pariser Quai Branly unweit des Eiffelturms.
Die beiden Experten schlagen in ihrem Bericht eine Gesetzesänderung vor, die "bilaterale Abkommen zwischen dem französischen Staat und jedem betroffenen afrikanischen Land" ermöglichen soll. Denn offiziell gelten die Besitztümer nach französischem Recht als "unveräußerlich" und "unpfändbar".
Darüber hinaus empfehlen die Wissenschaftler ein dreistufiges Vorgehen: Bis zum Frühjahr 2019 sollte Frankreich demnach ein Inventar der bedeutendsten Kunstwerke an die jeweiligen Herkunftsländer schicken. Staaten wie Benin, Senegal, Nigeria und Mali fordern bereits seit langem die Herausgabe ihres Kulturerbes.
In einem zweiten Schritt ist bis November 2022 ein "intensiver Dialog" zwischen Frankreich und den jeweiligen Ländern vorgesehen. In dieser Zeit sollen auch digitale Informationen über die Kunstwerke ausgetauscht werden. In die dritte Phase fällt die eigentliche Rückgabe. Ein Zieldatum haben die Experten nicht vorgegeben. Es ist nun an Präsident Macron, die Vorschläge zu prüfen und gegebenenfalls umzusetzen.
Auch in Deutschland, Großbritannien, Belgien und anderen Ländern gibt es eine Debatte über die Rückgabe von Kolonialkunst. Das neue Humboldt-Forum in Berlin wird laut dem Bericht 75.000 Werke beherbergen. Die größte Sammlung in der EU hat demnach das Brüsseler Afrikamuseum mit 180.000 Werken.
(A.Stefanowych--DTZ)