Hilfspfleger in München unter sechsfachem Mordverdacht
Ein im Februar in München festgenommener Hilfspfleger steht inzwischen unter sechsfachem Mordverdacht. Der Haftbefehl gegen den 36 Jahre alten Mann sei außerdem um die Vorwürfe des dreifachen versuchten Mordes und der dreifachen gefährlichen Körperverletzung erweitert worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in der bayerischen Landeshauptstadt mit. Der Beschuldigte habe die Verabreichung von Insulin an diese zwölf Patienten gestanden, eine Tötungsabsicht bestreite er aber.
Im Unterschied zu anderen bekannten Fällen von Pflegepersonal, das Patienten tötete, war der Beschuldigte in diesem Fall nicht in Krankenhäusern im Einsatz. Er arbeitete ausschließlich in Privathaushalten. Da der von Agenturen vermittelte Mann in ganz Deutschland im Einsatz war, mussten die Münchner Ermittler über Monate umfassende Fahndungsmaßnahmen organisieren.
Den Ermittlern zufolge konnten inzwischen 68 Örtlichkeiten ermittelt werden, an denen der aus Polen stammende Mann zum Einsatz kam. Überall sei er nur sehr kurz im Einsatz gewesen. Der Pfleger habe in seiner Vernehmung angegeben, durch seine Arbeit sehr belastet gewesen zu sein. Deshalb habe er sie auch nie länger ausgeführt und unter einem Vorwand gekündigt.
Ab April 2017 soll die Mordserie begonnen haben. Der Diabetiker soll seinen zu pflegenden Patienten Insulin verabreicht haben, obwohl dies medizinisch nicht notwendig war. Er soll nur Wochen vorher wegen seiner eigenen Erkrankung über die Risiken und möglichen Folgen einer Unter- oder Überdosierung von Insulin aufgeklärt worden sein.
Den ersten Mord soll der Hilfspfleger am 12. April im Landkreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein an einem 77-Jährigen begangen haben. Weitere Morde soll er in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt, Tuttlingen, in Hannover, im Landkreis Kitzingen und im oberbayerischen Ottobrunn begangen haben. Die Opfer waren zwischen 66 und 88 Jahre alt.
Als Mordmerkmal gehen die Ermittler von Habgier aus. Der Mann habe gestanden, die Häuser und Wohnungen seiner Patienten immer wieder auf lohnendes Diebesgut abgesucht zu haben. So soll er bei allen seinen Mordopfern auch gestohlen haben.
Auch bei 17 anderen Patienten konnte die Polizei im Nachhinein Diebstahl durch den Pfleger feststellen - darunter überwiegend Bargeld und Schmuck, aber auch verschiedenste Haushaltswaren und Lebensmittel.
Die Polizei geht davon aus, dass ohne die Festnahme im Februar "weitere gravierende Straftaten" durch den Mann möglich gewesen wären. Er habe zum Zeitpunkt seiner Festnahme bereits eine neue Stelle in Aussicht gehabt.
(W.Budayev--DTZ)