Deutsche Tageszeitung - Berufungsprozess zu Vergewaltigungsskandal bei Schwedischer Akademie begonnen

Berufungsprozess zu Vergewaltigungsskandal bei Schwedischer Akademie begonnen


Berufungsprozess zu Vergewaltigungsskandal bei Schwedischer Akademie begonnen
Berufungsprozess zu Vergewaltigungsskandal bei Schwedischer Akademie begonnen / Foto: ©

Der Vergewaltigungsskandal im Umfeld der Schwedischen Akademie beschäftigt die schwedische Justiz erneut: Am Montag begann in Stockholm ein Berufungsprozess, in dem der Franzose Jean-Claude Arnault die Aufhebung seiner Verurteilung zu zwei Jahren Haft wegen Vergewaltigung fordert.

Textgröße ändern:

Der 72-Jährige wurde in Handschellen von Polizeibeamten in den Gerichtssaal geführt. "Jean-Claude Arnault erklärt sich für unschuldig und hofft daher auf seinen Freispruch", sagte Verteidiger Björn Hurtig zum Prozessauftakt.

Arnault war Anfang Oktober wegen einer Vergewaltigung im Oktober 2011 verurteilt worden und sitzt seitdem im Gefängnis. Den Vorwurf, dass der Franzose die Frau im Dezember 2011 erneut vergewaltigt habe, sah das Gericht nicht als erwiesen an.

Arnault beteuert, der Sex mit der Frau sei einvernehmlich gewesen. Der Franzose ist mit der Dichterin Katrina Frostenson verheiratet, einem langjährigen Mitglied der Schwedischen Akademie, welche den Nobelpreis für Literatur vergibt. Weil wegen des Skandals einige Akademie-Mitglieder ihre Mitarbeit aufkündigten, war dieses Jahr die Vergabe der renommierten Auszeichnung ausgefallen. Nächstes Jahr will die Akademie den Literatur-Nobelpreis zum Ausgleich zweimal vergeben.

Die Staatsanwaltschaft und die zivile Klägerin fordern in dem Berufungsprozess, Arnault auch wegen des zweiten Vergewaltigungsvorwurfs zu verurteilen und seine Haftstrafe entsprechend zu verlängern. Die Verteidigung will in dem Prozess Arnaults Frau Frostenson befragen. Das Berufungsverfahren wird allerdings wie der erste Prozess nicht öffentlich sein, wie das Gericht am Montag kurz nach Sitzungsbeginn entschied.

Arnault, der Ende der 60er Jahre für ein Fotografie-Studium nach Schweden gekommen war, war im November vergangenen Jahres im Zuge der #MeToo-Debatte von 18 Frauen wegen sexueller Übergriffe beschuldigt worden. Nach Recherchen der Zeitung "Dagens Nyheter" soll er über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Mitarbeiterinnen sowie Frauen und Töchter von Akademiemitgliedern sexuell belästigt oder missbraucht haben.

Die mit der Ermittlung befassten Staatsanwälte stellten einige Verfahren gegen Arnault aus Mangel an Beweisen oder wegen Verjährung ein.

Eine interne Untersuchung der Schwedischen Akademie brachte überdies ans Licht, dass Arnault in den vergangenen Jahren mehrfach vorab die Namen der nächsten Nobelpreisträger an Freunde verraten hatte. Sich selbst bezeichnete der Franzose gern als "19. Mitglied" der Akademie.

(O.Tatarinov--DTZ)

Empfohlen

Vergewaltigungsprozess in Avignon: Hauptangeklagter am Dienstag wieder vor Gericht

Der angeklagte Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubte und Fremden zur Vergewaltigung anbot, soll nach mehrtägiger Verzögerung wegen angeblicher gesundheitlicher Gründe nun offenbar am Dienstag wieder vor Gericht erscheinen. "Wir haben eine Nachricht vom Vorsitzenden des Strafgerichts erhalten, in der er darauf hinweist, dass Dominique Pelicot morgen an der Verhandlung teilnehmen wird, allerdings unter besonderen Bedingungen", teilte Pelicots Anwältin Béatrice Zavarro am Montag der Nachrichtenagentur AFP mit. Dazu zählten regelmäßige Pausen-Phasen.

Hochwasser-Lage in Mittel- und Osteuropa weiter angespannt - Mindestens 17 Tote

In Mittel- und Osteuropa haben am Montag zahlreiche Orte weiter unter den Folgen von Überschwemmungen gelitten. In Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien kamen bis Montag mindestens 17 Menschen in den Fluten ums Leben. Die deutschen Behörden boten den betroffenen Ländern technische Unterstützung an und behielten die Hochwasser-Lage an Oder und Elbe im Auge.

Therapeutin in Kiste entführt: Mehrjährige Haftstrafen in Köln

Weil sie eine Psychotherapeutin in eine Kiste drängten und dann entführten, sind zwei Angeklagte vom Landgericht Köln zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden Angeklagten erhielten Freiheitsstrafen von achteinhalb beziehungsweise elf Jahren, wie das Gericht am Montag mitteilte. Verurteilt wurden sie wegen erpresserischen Menschenraubs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Die Tat sollen die Männer laut Anklage zur Erpressung von mehr als einer Million Euro begangen haben.

Hochwasser-Lage in Mittel- und Osteuropa weiter angespannt - Mindestens 15 Tote

In den Hochwassergebieten in Mittel- und Osteuropa ist die Lage weiter angespannt: In Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien kamen bis Montag mindestens 15 Menschen in den Fluten ums Leben. Deutschland bot den betroffenen Ländern technische Unterstützung an.

Textgröße ändern: