Tausende geben durch Hochwasser auf Sizilien getöteter Familie letztes Geleit
Drei Tage nach dem Tod von neun Mitgliedern einer Familie bei der Überflutung ihres Hauses auf Sizilien haben ihnen tausende Menschen das letzte Geleit gegeben. Große Menschenmengen applaudierten auf der Straße, als die Särge mit den Flutopfern am Dienstag zur Kathedrale der Inselhauptstadt Palermo gebracht wurden.
Dort erinnerten die Trauergäste mit weißen Luftballons an die Todesopfer, zu denen auch drei Kinder im Alter von einem, drei und 15 Jahren zählen. Die Familie war in ihrem Landhaus in Casteldaccia nahe Palermo infolge eines Unwetters vom Hochwasser überrascht worden.
Zu Beginn der Trauerfeier um 11.00 Uhr gab es in ganz Palermo eine Schweigeminute für die Flutopfer. Die Geschäfte in der Stadt blieben bis zum Ende der Zeremonie geschlossen. Durch die Unwetter in Italien in der vergangenen Woche waren insgesamt mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen.
Auf Spruchbändern an Geschäften in der Nähe der Kathedrale standen Botschaften wie "Palermo weint" und "Sizilien, steh auf und kämpfe" zu lesen. In der Bevölkerung herrscht Wut über die Behörden, weil viele der Todesfälle während der Unwetter vom Wochenende auf illegal errichtete Bauten zurückzuführen sind.
Auch das überflutete Landhaus in Casteldaccia war illegal errichtet worden. Da es zu nah an einem Fluss stand, hätte es laut einer behördlichen Abrissanordnung aus dem Jahr 2008 abgerissen werden müssen.
Illegale Bauten sind insbesondere im Süden Italiens weit verbreitet. Nur selten werden sie abgerissen, weil den Gemeinden häufig die Ressourcen dafür fehlen. Siziliens Staatsanwalt Ambrogio Cartosio sagte dazu: "Es ist leichter, einen Mafiosi zu lebenslanger Haft zu verurteilen, als ein Haus einzureißen." Er forderte die Einrichtung eines Staatsfonds zur Finanzierung von Abrissen.
Casteldaccias Bürgermeister Fabio Spatafora hatte zuvor geklagt, seine Verwaltung habe wenig Handlungsspielraum, wenn die Besitzer die Aufforderungen zum Abriss ignorierten. In einem solchen Fall müsse die Stadt das Anwesen kaufen oder es selbst abreißen lassen. "Oft hat sie dafür aber nicht das Geld - so wie Casteldaccia", sagte der Kommunalpolitiker.
(W.Uljanov--DTZ)