Mehr Seehundwelpen im Wattenmeer als jemals zuvor gezählt
Im Wattenmeer der Nordsee hat es in diesem Jahr so viele Seehundwelpen wie nie zuvor seit Beginn der Zählungen gegeben. Bei den offiziellen Beobachtungsflügen seien in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden 9285 Jungtiere gesehen worden, teilte das Gemeinsame Wattenmeersekretariat im niedersächsischen Wilhelmshaven am Donnerstag mit. 6734 davon wurden in dem Schutzgebieten vor den Küsten der drei Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen gezählt.
Der Gesamtbestand der Seehunde in der Nordsee blieb nach Angaben der Experten aus den drei Wattenmeer-Anrainerstaaten stabil. Bei den Zählflügen wurden 27.492 Tiere dokumentiert, davon 16.892 in Deutschland. Die Population der Meeressäuger hält sich seit 2012 auf einem Niveau von 25.000 bis 27.000 Tieren konstant. Dem Wattenmeersekretariat zufolge könnte dies darauf hindeuten, dass der Bestand unter den gegebenen Umweltbedingungen die maximale Größe erreicht haben könnte.
Insgesamt schätzen die Experten den Bestand auf etwa 40.000 Tiere. Dies ergibt sich daraus, dass sich stets lediglich ein Teil der Tiere zugleich an Land aufhält und bei den Zählflügen beobachtet werden kann. Die Experten arbeiten deshalb mit einem Korrekturfaktor, um die Gesamtzahl der Seehunde anzugeben.
Im Vorjahr waren im Wattenmeer insgesamt 9167 Welpen gezählt worden, also 118 weniger als in diesem Jahr. Tatsächlich gehen die Experten sogar von einem noch höheren Anstieg aus. Regional waren die Veränderungsraten aber unterschiedlich. In Schleswig-Holstein gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 15 Prozent auf 4576 Welpen, in Niedersachsen und Hamburg blieb die Zahl mit 2158 mit einem leichten Minus von zwei Prozent annähernd stabil. In Dänemark ging sie zurück.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir beobachten, nämlich einen stabilen und vitalen Seehundbestand", erklärte Sascha Klöpper, stellvertretender Exekutivsekretär des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats. In den vergangenen Jahrzehnten seien die Seehunde durch Eingriffe des Menschen in die Umwelt und den Ausbruch verheerender Seuchen wie der Seehundstaupe 1988 und 2002 stark dezimiert worden. Inzwischen seien aber Schutzmechanismen entwickelt worden.
Regionale Unterschiede bei der Entwicklung der Seehundzahlen sind den Fachleuten zufolge auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen, etwa die Bewegungen der Tiere. Eine Rolle spielt auch, dass Zählflüge aufgrund örtlicher Witterungsbedingungen oder anderer Gründe nicht immer zu den geplanten Zeiten stattfinden können. So waren etwa Teile des niederländischen Wattenmeers wegen Militärmanövern nicht zugänglich, in Schleswig-Holstein war das Wetter an den Tagen zu schlecht.
Deutschland, Dänemark und die Niederlande koordinieren ihre Schutzmaßnahmen im Wattenmeer. Sie haben dafür die sogenannte Trilaterale Wattenmeer-Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Die Arbeit der Gruppe wird vom Gemeinsame Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven organisiert.
(Y.Ignatiev--DTZ)