Rotes Kreuz: 40 Millionen Menschen in Not erhalten keine Hilfe
Millionen von Menschen in Not erhalten nach Angaben des Roten Kreuzes keine oder nur unzureichende humanitäre Hilfe. Weltweit würden rund 40 Millionen Menschen nicht von internationalen Hilfsmaßnahmen erreicht, heißt es in dem am Mittwoch vorgestellten Weltkatastrophenbericht 2018 der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften.
Insbesondere in langanhaltenden und vergessenen Krisen hätten internationale Helfern keinen Zugang zu Menschen in Not, beklagt die Hilfsorganisation. Oft stünden auch zu wenig finanzielle Mittel für humanitäre Hilfe bereit. So wurden etwa im vergangenen Jahr nur 56 Prozent der von der UNO erbetenen finanziellen Hilfen tatsächlich ausgezahlt.
Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Christian Reuter, warb dafür, lokale und vor Ort etablierte Hilfsorganisationen gezielt zu stärken. "Lokale Helfer sind oft die einzigen, die Menschen in entlegenen oder unsicheren Gegenden erreichen", betonte er.
Die alarmierenden Zahlen zeigten auch, dass "neue Wege in der Katastrophenvorsorge" nötig seien, erklärte Reuter. Wichtig sei es vor allem, stärker als bisher vorausschauend zu handeln: "Denn vor allem klimabedingte Risiken lassen sich inzwischen häufiger vorhersagen". In den vergangenen zehn Jahren waren laut dem Bericht weltweit 827 Millionen Menschen von extremer Hitze und Dürren sowie weitere 730 Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen.
Reuter verwies auf das neue Konzept des sogenannten Forecast-based Financing, der vorhersagebasierten Finanzierung: Es bedeutet, dass auf der Basis von Extremwettervorhersagen und definierten Schwellenwerten bereits humanitäre Hilfe geleistet wird, bevor eine Katastrophe eintritt.
Dazu gehöre zum Beispiel, Häuser sturmfest zu machen sowie Nahrung und Saatgut vor Unwettern zu sichern oder rechtzeitig Geld für Evakuierungen bereitzustellen. Erste Pilotprojekte gibt es demnach bereits in Bangladesch, auf den Philippinen, in Vietnam, Mosambik, Uganda, Togo, Ecuador und Peru.
(N.Loginovsky--DTZ)