Sofia: Verdächtiger nach Tod von bulgarischer Journalistin vor Gericht vorgeführt
Knapp zwei Wochen nach dem Mord an der bulgarischen Journalistin Viktoria Marinowa ist der mutmaßliche Täter formell des Mordes und der Vergewaltigung beschuldigt worden. Die Richter ordneten zudem am Freitag an, den 20-Jährigen wegen Fluchtgefahr bis zum Beginn eines Prozesses in Untersuchungshaft zu belassen.
Beim Eintreffen am Gerichtsgebäude der nordbulgarischen Stadt Ruse gestand Sewerin K. erneut, die 30-jährige Fernsehmoderatorin getötet zu haben. "Ja, ich bin schuldig. Es tut mir leid, ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe", sagte er Journalisten, bevor er von Polizisten in den Saal geführt wurde. Er habe Marinowa angegriffen und ins Gesicht geschlagen, könne sich aber an nichts erinnern.
Marinowas Leiche war am 6. Oktober in einem Park in Ruse gefunden worden. Sie war offenbar beim Joggen überfallen, vergewaltigt und erschlagen worden. Drei Tage später wurde K. im niedersächsischen Stade festgenommen, wo er sich bei Verwandten aufhielt.
Den deutschen Ermittlern gestand der 20-Jährige, er sei mit Marinowa in einen Streit geraten, habe sie geschlagen und in einen Busch geworfen. Eine Tötungsabsicht bestritt er ebenso wie eine Vergewaltigung.
Nach Angaben von Staatsanwältin Kremena Kolizowa wurde Marinowa insgesamt sieben Mal ins Gesicht geschlagen. Dabei brach ihre Nase, sie erstickte an ihrem Blut. Nach ihrem Tod sei sie vergewaltigt worden.
Laut den Ermittlern fand sich Blut der jungen Frau an der Kleidung des Verdächtigen. K. drohen bis zu 20 Jahre Haft wegen Vergewaltigung und lebenslänglich wegen Mordes.
Der Mord an der Journalistin hatte international Entsetzen ausgelöst. Die bulgarischen Behörden gehen jedoch nicht von einem Zusammenhang zwischen der Tat und Marinowas journalistischer Arbeit aus. Die 30-Jährige arbeitete als Moderatorin für den Lokalsender TVN, der wenige Tage vor ihrer Ermordung Interviews mit zwei investigativen Journalisten ausgestrahlt hatte. Die Reporter berichteten über ihre Recherchen zur mutmaßlichen Veruntreuung von EU-Geldern in Bulgarien durch Geschäftsleute und Politiker. (A.Stefanowych--DTZ)