Papst verhängt harte Kirchenstrafen gegen zwei chilenische Bischöfe
Papst Franziskus hat zwei frühere chilenische Bischöfe wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand ausgeschlossen. Franziskus verhängte damit eine der härtesten Kirchenstrafen gegen den früheren Erzbischof Francisco José Cox Huneeus und den ehemaligen Bischof Marco Antonio Ordenes Fernández, wie der Vatikan am Samstag mitteilte. Beide verlieren nun ihren Bischofstitel und sind auch keine Priester mehr. Cox lebt seit Jahren in einer geistlichen Einrichtung in Deutschland.
Grund für die Strafe seien "offenkundige Akte des Missbrauchs von Kindern", erklärte der Vatikan. Die so genannte Laisierung ist die schwerste Strafe, die die katholische Kirche gegen Priester verhängen kann. Die Betroffenen verlieren sämtliche Ämter, Rechte und Aufgaben, die mit dem Stand als Kleriker zu tun haben. Auch privat dürfen sie keine priesterlichen Funktionen mehr ausüben.
Der ehemalige Erzbischof Cox war seit den 1970er Jahren immer wieder des Missbrauchs beschuldigt worden. Er lebt seit Jahren in einer Niederlassung der Schönstattbewegung in der Nähe von Koblenz. Die Bewegung ist eine internationale religiöse Institution, deren Ziel die Erneuerung der Kirche ist. Sie wurde 1914 in dem Ort Schönstatt bei Koblenz gegründet.
Die Gemeinschaft erklärte, sie nehme die Nachricht aus dem Vatikan "mit großer Scham auf wegen der Verletzungen, die dadurch den Opfern zugefügt wurden". Sie kündigte an, mit der Justiz zusammenzuarbeiten und eine medizinische Untersuchung zu veranlassen, "um bestimmen zu können, ob eine Rückkehr von Francisco José Cox nach Chile möglich ist". Bis auf weiteres bleibe der 85-Jährige auf ausdrücklichen Wunsch des Vatikan in der Obhut der Gemeinschaft.
Fernández wurde 2006 im Alter von nur 42 Jahren zum Bischof geweiht. Er trat jedoch bereits sechs Jahre später zurück, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Später wurde bekannt, dass sowohl staatliche als auch kirchliche Behörden wegen Missbrauchs gegen Fernández ermittelten.
Der Vatikan gab die Strafen nach einem Treffen des Papstes mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Pinera bekannt. Thema der Unterredung sei die "schwierige Situation" in der von Missbrauchsskandalen erschütterten chilenischen Kirche gewesen, teilte der Vatikan mit. Es sei um das "schmerzhafte Übel des Kindesmissbrauchs" gegangen und um den Kampf gegen solche Vergehen und ihre Vertuschung.
Die Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen sorgt in der katholischen Kirche in Chile seit Monaten für Aufruhr. Ermittelt wird gegen 167 Verdächtige, darunter 96 Priester. Im Zusammenhang mit der Affäre um Kindesmissbrauch hatten im Mai 34 Bischöfe des Landes geschlossen ihren Rücktritt eingereicht.
(W.Uljanov--DTZ)