Deutschland bleibt auch in unsicheren Zeiten ein weitgehend glückliches Land
Trotz politisch unruhiger Zeiten ist Deutschland weiterhin ein weitgehend glückliches Land. Das ist die zentrale Aussage des am Donnerstag vorgestellten Glücksatlas 2018 der Deutschen Post. Das Glücksniveau der Deutschen blieb demnach mit 7,05 Punkten auf einer Skala von null bis zehn nahezu unverändert "stabil hoch".
Nach Angaben der Verfasser der Studie dürfte dies vor allem auf die anhaltend gute Wirtschaftslage und die geringe Arbeitslosigkeit zurückzuführen sein. Der minimale Rückgang zum Vorjahresstand von 7,07 Punkte bewege sich innerhalb des statistischen Unsicherheitsbereichs und sei zu vernachlässigen.
Der bereits zum achten Mal veröffentlichte Glücksatlas basiert auf einer repräsentativen Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach unter mehr als 5000 Deutschen und Informationen aus dem sogenannten Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer großangelegten Langzeitbefragung deutscher Haushalte. Er misst die allgemeine Stimmung anhand von Faktoren wie der Zufriedenheit mit Arbeit, Einkommen und Freizeitangebot. Es ist die größte Umfrage ihrer Art.
Im Vergleich der Regionen und Bundesländer behauptete dabei erneut Schleswig-Holstein seine Spitzenstellung als zufriedenste Gegend mit 7,44 Punkten. Hamburg verteidigte seinen zweiten Rang mit 7,36 Punkten, gefolgt von Hessen auf Platz drei mit 7,27 Punkten.
Schleswig-Holstein führte das innerdeutsche Ranking bereits zum sechsten Mal in Folge an und verbesserte seinen Vorsprung zum Bundesdurchschnitt 2018 noch einmal leicht auf 0,4 Punkte. Die Forscher begründen das mit der sehr ausgeprägten Zufriedenheit mit der Wohn- und Freizeitsituation in dem nördlichsten Bundesland.
Die drei Schlusslichter im regionalen Glücksatlas bilden Sachsen mit 6,91 Punkten, Sachsen-Anhalt mit 6,88 Punkten und Brandenburg mit 6,84 Punkten. Die dort wohnenden Menschen belegen in fast allen Zufriedenheitsbereichen im bundesweiten Schnitt hintere Plätze.
Aber es gibt auch dort Ausnahmen. So ist die Zufriedenheit mit der Wohn- und Freizeitsituation in Sachsen-Anhalt durchaus höher als im Schnitt. Die glücklichsten Ostdeutschen lebten in Thüringen, das seinen Zufriedenheitswert binnen einem Jahr kräftig auf 7,03 Punkte steigerte und damit fast den Bundesschnitt erreichte.
Insgesamt diagnostizierten die Verfasser eine weitere leichte Angleichung der allgemeinen Lebenszufriedenheit in Ost und West. Der Glücksabstand zwischen den beiden Landesteilen verringerte sich 2018 demnach noch einmal leicht auf 0,2 Punkte. Grund war, dass die Ostdeutschen ihr durchschnittliches Glücksniveau hielten, während die Zufriedenheit der Westdeutschland leicht nachließ.
Arbeitslosigkeit und "tiefere Armut" seinen Glückskiller, sagte der nicht an der Studie beteiligte Soziologe und Glücksforscher Jan Delhey der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe aber auch Faktoren, die jeder auf selbst beeinflussen könne. Zu wenig Schlaf, achtlose Ernährung und zu hohe Ansprüche an sich selbst seien Glückshemmer, erläuterte der Experte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Der vom Glücksatlas verfolgte Ansatz, die generelle Zufriedenheit abzubilden, halte er für sinnvoll. Diese wirke längerfristiger als stark schwankende und momentane Glücksgefühle, ergänzte Delhey.
In ihrer jährlich wechselnden Zusatzuntersuchung zu Spezialfragen gingen die Verfasser der Frage nach, wie sich Arbeitswege auf die allgemeine Zufriedenheit auswirken. Demnach leiden vor allem jene Menschen, die über längere Distanzen pendeln. Rund die Hälfte (54 Prozent) sagen, dass sich dies negativ auf ihre Lebensqualität auswirke.
(A.Nikiforov--DTZ)