Frankreichs "Ausbrecherkönig" ist in den Hungerstreik getreten
Frankreichs "Ausbrecherkönig" Redoine Faïd ist wenige Tage nach seiner Festnahme in einen Hungerstreik getreten. Faïd verweigere seit Montagmittag im Hochsicherheitsgefängnis im nordfranzösischen Vendin-le-Vieil die Nahrungsaufnahme, teilte die Gefängnisleitung mit. Damit protestiert der 46-jährige Schwerverbrecher gegen die Inhaftierung von Mitgliedern seiner Vermieter sowie seiner Vermieterin, wie er nach Angaben aus Ermittlungskreisen in einem Brief darlegte.
Faïd war drei Monate nach seiner Hollywood-reifen Flucht aus einem Gefängnis bei Paris in der vergangenen Woche wieder gefasst worden. Die Polizei nahm den per Interpol gesuchten 46-Jährigen am frühen Mittwochmorgen in einer Wohnung in seinem Heimatort Creil nördlich der französischen Hauptstadt fest.
Neben Faïd nahm die Polizei noch sechs weitere Menschen fest, unter ihnen ein Bruder und zwei Neffen Faïds sowie eine Frau, bei der der berühmt-berüchtigte Franzose während seiner Flucht gewohnt haben soll. Am Montag wurden drei weitere mutmaßliche Komplizen im Großraum Paris festgenommen.
Faïd war im April wegen eines tödlichen Raubüberfalls zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, dann aber am 1. Juli aus der Haftanstalt in Réau südöstlich von Paris getürmt. Sein Ausbruch war filmreif: Schwer bewaffnete Komplizen flogen mit einem entführten Hubschrauber-Piloten in den Gefängnishof. Dort warfen sie Nebelbomben, verschafften sich mit Kreissägen Zugang zu dem Besucherraum, wo Faïd mit seinem Bruder alleine war, und nahmen den 46-Jährigen mit.
Zeitweise hatten bis zu 3000 Polizisten nach Faïd gesucht. Mitte Juli hätten sie ihn schon einmal fast geschnappt: Bei einer Verfolgungsjagd nördlich von Paris konnte er aber knapp entkommen.
2013 war dem "Ausbrecherkönig" schon einmal die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis gelungen. Damals hatte Faïd vier Wärter als Geiseln genommen. Sechs Wochen später wurde er wieder gefasst.
Der Franzose mit algerischen Wurzeln vergleicht sich selbst gerne mit US-Gangsterboss Al Capone und ist durch zahlreiche Fernsehinterviews und seine Autobiografie bekannt. In dem Buch, das er 2010 mit Hilfe eines Journalisten verfasste, feierte er sich als "Gangster neuer Art", der schon mit zwölf Jahren zu seiner "Berufung" gefunden habe.
Vor allem aber das Fernsehen verschaffte dem Kriminellen Popularität: In Talkshows trat der telegene Glatzkopf, wenn nicht gerade nach ihm gefahndet wurde, wortgewandt und mit perfekt sitzendem Anzug auf. Faïd wurde so zum zweifelhaften Idol vieler Jugendlicher in den französischen Banlieues. (W.Uljanov--DTZ)