Frankreichs legendärer "Ausbrecherkönig" Redoine Faïd wieder gefasst
Frankreichs "Ausbrecherkönig" ist gefasst: Drei Monate nach seiner Hollywood-reifen Flucht aus einem Gefängnis bei Paris ist der Schwerverbrecher Redoine Faïd der Polizei in der Nacht zum Mittwoch ins Netz gegangen. Der per Interpol gesuchte 46-Jährige wurde in seinem Heimatort Creil nördlich der französischen Hauptstadt festgenommen. Der Franzose mit algerischen Wurzeln vergleicht sich selbst gerne mit US-Gangsterboss Al Capone und ist durch zahlreiche Fernsehinterviews und seine Autobiografie bekannt.
Der Zugriff in der Pariser Vorstadt Creil wurde von einer Spezialeinheit der Polizei geleitet. Sie nahm auch insgesamt sechs mutmaßliche Komplizen fest, unter ihnen ein Bruder Faïds und zwei seiner Neffen.
Zeitweise hatten bis zu 3000 Polizisten nach Faïd gesucht. Seine nächtliche Festnahme verlief dagegen nach Angaben der Einsatzkräfte unspektakulär. Laut Anwohnern unterlief der Polizei jedoch eine Panne: Irrtümlich brach sie zunächst die Wohnung eines 86-Jährigen auf, die sie für das Versteck des Schwerverbrechers hielt.
Faïd war im April wegen eines tödlichen Raubüberfalls zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, dann aber am 1. Juli aus der Haftanstalt in Réau südöstlich von Paris getürmt. Sein Ausbruch war filmreif: Schwer bewaffnete Komplizen flogen mit einem entführten Hubschrauber-Piloten in den Gefängnishof. Dort warfen sie Nebelbomben, verschafften sich mit Kreissägen Zugang zu dem Besucherraum, wo Faïd mit seinem Bruder alleine war, und nahmen den 46-Jährigen mit.
Mitte Juli hätte ihn die Polizei fast geschnappt. Bei einer Verfolgungsjagd nördlich von Paris konnte er aber knapp entkommen. Nun lobte Frankreichs Premierminister Edouard Philippe die Einsatzkräfte für ihre "Professionalität".
Auch Justizministerin Nicole Belloubet äußerte sich erleichtert über die Festnahme des meistgesuchten Mannes in Frankreich. Sie hatte nach dem Ausbruch mögliche Fehler der Gefängnisleitung einräumen müssen. Denn eigentlich sollte Faïd besonders streng überwacht werden. Bereits 2013 war dem "Ausbrecherkönig" die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis gelungen. Damals hatte er vier Wärter als Geiseln genommen.
Der selbsternannte "Urban Cowboy" ist in Frankreich berühmt-berüchtigt: 2010 verfasste Faïd mit Hilfe eines Journalisten seine Autobiografie. Darin feierte er sich als "Gangster neuer Art", der schon mit zwölf Jahren zu seiner "Berufung" gefunden habe. Zudem verglich er sich mit Al Capone und berühmten Filmgangstern wie "Scarface".
Vor allem aber das Fernsehen verschaffte dem Kriminellen Popularität: In Talkshows trat der telegene Glatzkopf, wenn nicht gerade nach ihm gefahndet wurde, wortgewandt und mit perfekt sitzendem Anzug auf. Der algerischstämmige Franzose wurde so zum zweifelhaften Idol vieler "Abgehängter" in den französischen Banlieues - jenen Vorstädten, in denen die Jugend-Arbeitslosigkeit nicht selten bei 50 Prozent liegt. (N.Loginovsky--DTZ)