Anklage will drei Jahre Haft im Vergewaltigungs-Skandal um Schwedische Akademie
Im Prozess um den Vergewaltigungs-Skandal, der die für die Vergabe des Literatur-Nobelpreises zuständige Schwedische Akademie erschüttert, hat die Staatsanwaltschaft drei Jahre Haft für den Angeklagten Jean-Claude Arnault gefordert. Anklägerin Christina Voigt forderte am Montag zudem Untersuchungshaft für den 72-jährige Arnault. Zur Begründung führte sie Fluchtgefahr an. Das Gericht in Stockholm muss nun über die Untersuchungshaft entscheiden.
Arnault bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Der 72-jährige Ehemann eines langjährigen Akademiemitglieds steht wegen des Vorwurfs der zweifachen Vergewaltigung einer Frau vor Gericht.
Im November war der Franzose Arnault im Zuge der #MeToo-Kampagne von 18 Frauen wegen sexueller Übergriffe beschuldigt worden. Nach Recherchen der Zeitung "Dagens Nyheter" soll Arnault über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Mitarbeiterinnen sowie Frauen und Töchter von Akademiemitgliedern sexuell belästigt oder missbraucht haben.
Der aktuellen Anklage zufolge soll Arnault eine Frau in Stockholm im Jahr 2011 in zwei Fällen vergewaltigt haben. Im ersten Fall habe er die "stark verängstigte" Frau zum Sex gezwungen, Monate später habe er sie im Schlaf überfallen.
Der Umgang mit dem Skandal sorgte innerhalb der Akademie für großen Streit. Sechs der insgesamt 18 Mitglieder legten ihre Ämter nieder, unter ihnen auch Arnaults Ehefrau, das langjährige Akademie-Mitglied Katarina Frostenson. Die Vergabe des Literatur-Nobelpreises für das Jahr 2018 wurde verschoben und soll 2019 nachgeholt werden.
Im Zuge des Skandals war auch ans Tageslicht gekommen, dass ein von Arnault geführtes Kulturinstitut durch die Akademie über Jahre hinweg mit hohen Summen gefördert worden war. Die Akademie kappte inzwischen alle Verbindungen zu Arnault und seinem Institut.
(Y.Ignatiev--DTZ)