Starke Winde verschärfen Lage rund um brennendes Moor auf Bundeswehrgelände
Stürmische Winde drohen den Moorbrand auf einem Bundeswehrgelände bei Meppen in Niedersachsen anzuheizen und haben am Freitag zu einer Verschärfung der Lage geführt. Der Kreis Emsland rief den Katastrophenfall aus und forderte die Bewohner von zwei Ortschaften auf, sich vorsichtshalber auf eine mögliche Evakuierungsaktion vorzubereiten. Die Bundeswehr entsandte zusätzliche Pioniereinheiten, Bundesverteidigungsminister Ursula von der Leyen (CDU) will die betroffene Region am Samstag besuchen.
Dem Kreis zufolge ist zu erwarten, dass sich Rauchbelästigung und Funkenflug durch die Winde verschärfen. Eine genauere Prognose sei nicht möglich, hieß es. Wenn sich die Lage verschlechtere, könnten die Orte Groß Stavern und Klein Stavern evakuiert werden.
"Wir wappnen uns für alle Eventualitäten", erklärte dazu Landrat Reinhard Winter (CDU). "Ob überhaupt evakuiert werden muss, ist natürlich abhängig vom Verlauf der Löscharbeiten auf dem Areal der Bundeswehr sowie den sich verändernden Wetterbedingungen."
Der Brand war vor mehr als zwei Wochen nach einem Raketentest auf dem Bundeswehrgelände im Emsland ausgebrochen und frisst sich seitdem unterirdisch durch die Moorlandschaft. Nach Angaben der Bundeswehr brennt es inzwischen auf einer Fläche von etwa zwei mal vier Kilometern. Rund tausend Einsatzkräfte von Bundeswehr, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Polizei sind im Einsatz.
Die Region ist vom Rauch betroffen, zum Teil ist Brandgeruch über weite Entfernung wahrnehmbar. Nach den Angaben des Kreises Emsland besteht für die Anwohner kein Risiko. Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) erklärte am Freitag: "Es besteht aktuell keine Gesundheitsgefahr für irgendjemanden."
Von der Leyen äußerte am Freitag ihr Bedauern. "Ich entschuldige mich im Namen der Bundeswehr bei allen Menschen der Region, die jetzt unter den Auswirkungen des Brands leiden", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag laut Vorabmeldung vom Freitag. Der Brand sei "ein ernster Vorfall", der so nicht hätte passieren dürfen. Die Bundeswehr werde das Geschehen aufarbeiten.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte in Berlin, es handle sich um eine "stabile Lage", allerdings werde sich der Wind verstärken. Die Bundeswehr teilte mit, im Kampf gegen den Brand würden große Mengen Wasser von unten in den Boden geleitet. "Die eingeleiteten Maßnahmen sind erfolgreich, eine Entwarnung kann zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht gegeben werden." Es gebe Beeinträchtigungen durch Aschebildung und Rauch.
Die Bundeswehr steht wegen des Ausbruchs des Flächenbrands und ihrer anfänglichen Informationspolitik gegenüber zivilen Behörden und der Bevölkerung in der Kritik. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt inzwischen auch wegen des Verdachts der Brandstiftung.
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, inzwischen sei ein Bürgertelefon auch zu den möglichen Gesundheitsgefahren eingerichtet, der Landrat und andere Kommunalpolitiker würden informiert. Am Samstag fahre von der Leyen selbst nach Meppen.
Laut Verteidigungsministerium wurden inzwischen Spezialpioniere mit Hochleistungspumpen entsandt, die Pipelines errichten sollen. Laut Bundeswehr werden erforderlichenfalls zusätzliche Kräfte und Material geschickt. Wie lange Einsatz dauern könnte, war unklar.
Indes hielt die Kontroverse um das Ausmaß der Belastung durch den Brandrauch an. Die Grünen im niedersächsischen Landtag forderten das Land auf, Messdaten zu veröffentlichen und weitere Analysen zu machen. Es müsse "dringend" geklärt werden, ob Schul- und Kindergartenkinder sich unbedenklich im Freien aufhalten könnten, sagte die Abgeordnete Meta Janssen-Kucz der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
(A.Nikiforov--DTZ)