Deutsche Tageszeitung - Lotterien beklagen Millionenverluste für Gemeinwohl durch illegales Glücksspiel

Lotterien beklagen Millionenverluste für Gemeinwohl durch illegales Glücksspiel


Lotterien beklagen Millionenverluste für Gemeinwohl durch illegales Glücksspiel
Lotterien beklagen Millionenverluste für Gemeinwohl durch illegales Glücksspiel / Foto: ©

Deutsche Lotterien haben Millionenverluste für gemeinnützige Projekte durch illegales Onlineglücksspiel beklagt. "Mit illegalen Angeboten saugen Produktpiraten Millionenbeträge aus dem deutschen Fernsehspielmarkt ab", warnten Aktion Mensch und die Deutsche Fernsehlotterie am Montag in Berlin. Ausländische Glücksspielkonzerne würden damit das bewährte Förderprinzip untergraben, kritisierten die Fernsehlotterien gemeinsam mit dem Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB). Schließlich flössen demnach jährlich 40 Prozent ihrer Spielerträge ins Gemeinwohl.

Textgröße ändern:

"Das Netz sozialer Angebote hätte ohne die Soziallotterien große Lücken", sagte der Chef der Fernsehlotterie, Christian Kipper. Demnach förderten die beiden Fernsehlotterien in den vergangenen fünf Jahren tausende Projekte mit mehr als 1,1 Milliarden Euro.

Auch der DLTB förderte nach eigenen Angaben 2017 Projekte aus den Bereichen Sport, Wohlfahrt, Kultur und Umweltschutz mit seinen Lotterien mit etwa 2,8 Milliarden Euro. Der DLTB besteht aus den 16 Lotteriegesellschaften in den Bundesländern und betreibt etwa die Lotterie 6 aus 49 oder den Eurojackpot.

Der Geschäftsführer von Lotto Hamburg, Torsten Meinberg, warnte daher vor im Ausland ansässigen "Schwarzlotterien". Diese Angebote würden "vorgaukeln", es handle sich um deutsches Lotto - in Wahrheit wetten Spieler demnach aber nur auf staatliche Lotterieziehungen der anerkannten Angebote. Meinberg kritisierte auch Medien, die derartigen "illegalen" Angeboten eine Werbeplattform böten.

Nach Angaben der Universität Hamburg belaufen sich die Erträge derartiger ausländischer Angebote auf 200 Millionen Euro pro Jahr und wachsen stark - laut der Hochschule nicht zuletzt aufgrund der "aggressiven Werbung", die Legalität und Seriosität suggerierten. Demnach fließt der Ertrag "direkt in die Kassen der im Ausland ansässigen Anbieter".

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unterstützte die Kritik der anerkannten Lotterien. "Die Lotteriegesellschaften und Soziallotterien finanzieren erheblich die Wohlfahrt und tragen damit eben auch zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei", sagte Generalsekretär Christian Reuter. Das DRK sei "besorgt, wenn wir sehen, dass dieses Prinzip von Aushöhlung durch Illegale bedroht ist".

Die Hilfsorganisation gab an, allein von der Fernsehlotterie habe sie im vergangenen Jahr mehr als acht Millionen Euro für 60 Projekte deutschlandweit erhalten. "Die illegalen Anbieter fokussieren sich auf die eigene Gewinnmaximierung", kritisierte Reuter. Er rief Bund und Länder dazu auf, gesetzliche Wege zu finden, "die dieser Entwicklung ein Ende setzen und den legalen Lotterien wieder mehr Geltung verschaffen".

Im Oktober befassen sich die Ministerpräsidenten mit dem Glücksspielstaatsvertrag. Meinberg erläuterte, aktuell würden unzulässige Anbieter im Ausland zwar durch einen Brief abgemahnt. Er forderte aber mehr Ressourcen in Aufsichtsbehörden, um Werbung und Finanzströme zu unterbinden.

Der Chef von Aktion Mensch, Armin von Buttlar, kritisierte ebenfalls, Aufsichtsbehörden würden sich an den legalen Lotterien "abarbeiten", während die "gefährlichen Glücksspielformen" nur unzureichend reguliert würden.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Zehn Jahre Haft für Mann in Köln nach Säureangriff auf frühere Partnerin

Wegen eines Angriffs mit Schwefelsäure auf seine frühere Lebensgefährtin hat das Landgericht Köln einen im September 1980 geborenen Mann am Freitag zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er soll dem Opfer zudem 250.000 Euro Schmerzensgeld nebst Zinsen zahlen, wie ein Gerichtssprecher nach dem wegen schwerer Körperverletzung geführten Verfahren mitteilte. Der Mann hatte die Tat gestanden.

Nach Explosionen in Köln: Ermittler fahnden mit Bildern nach Verdächtigem

Im Zusammenhang mit einer Serie von Sprengstoff- und Brandanschlägen in Köln und Umgebung fahnden die Ermittler mit Bildern nach einem Verdächtigen. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, liegen Fotos einer Überwachungskamera aus dem Kölner Hauptbahnhof vor. Darauf sei der Mann zu sehen, der am Mittwochmorgen in der Kölner Innenstadt die Schaufenster eines Geschäfts eingeschlagen und einen Brandsatz gezündet haben soll.

Russischer Staatsbürger in Polen wegen Angriffs auf Nawalny-Vertrauten in U-Haft

Sechs Monate nach dem Angriff in Litauen auf Leonid Wolkow, einen Vertrauten des verstorbenen russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, hat die polnische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen einen mutmaßlichen Täter aus Russland aufgenommen. Wie die polnische Generalstaatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, werden dem als Anatoli B. bezeichneten Mann drei Straftatbestände zur Last gelegt, darunter politisch motivierte Körperverletzung. Neben B. wird demnach auch gegen sechs polnische und einen belarussischen Staatsbürger ermittelt.

Lebenslange Haft wegen Heimtückemordes an Ehefrau für Mann in Oldenburg

Wegen Mordes aus Heimtücke an seiner Ehefrau hat das Landgericht Oldenburg am Freitag einen 50-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilt. Wie ein Gerichtssprecher mitteilte, wurde der Mann als voll schuldfähig eingestuft. Das Gericht folgte mit seinem Urteil den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Die Verteidigung hatte auf acht Jahre Haft wegen Totschlags plädiert.

Textgröße ändern: