Experten fordern mehr Unterstützung für Alzheimerforschung
Angesichts der steigenden Zahl von Alzheimerkranken in Deutschland haben Experten mehr Anstrengungen in der Forschung gefordert. Notwendig sei eine deutlich größere finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand für die Forschung mit Betroffenen, um Therapien zu finden, erklärte Isabella Heuser, Vorsitzende der Hirnliga, am Montag in Berlin zum bevorstehenden Weltalzheimertag. Erst wenn Menschen mit einer leichten Störung der Denkleistung von Therapien deutlich profitierten, könne "von einem Durchbruch gesprochen werden".
"So weit sind wir noch nicht, die Euphorie über eine baldig verfügbare ursachenbezogene Behandlung ist längst verflogen und hat einer realistischeren Einschätzung Platz gemacht", räumte Heuser zugleich ein. Zwar gibt es demnach Fortschritte in der Frühdiagnostik, und die Krankheit kann heute mit Hilfe sogenannter Biomarker schon in einem frühen Stadium diagnostiziert werden, noch bevor eine Demenz vorliegt. Bis heute kann Alzheimer aber nicht geheilt oder zumindest weitgehend eingedämmt werden.
Die Hirnliga sowie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie warnten erneut vor einer Unterversorgung der Betroffenen. Es gebe nach wie vor zu wenig geschultes Personal in den Betreuungseinrichtungen. In vielen Heimen würden freiheitseinschränkende Maßnahmen und Psychopharmaka noch zu oft, alternative Therapieangebote hingegen zu selten genutzt.
Der Weltalzheimertag am Freitag steht in diesem Jahr in Deutschland unter dem Motto "Demenz - dabei und mittendrin". Damit soll dafür geworben werden, dass Menschen trotz Demenz am normalen Leben teilhaben und etwas Sinnvolles tun können. Dabei sei es hilfreich, wenn Familien, Nachbarn, Freunde oder auch der Verkäufer im Supermarkt mehr über die Erkrankung wüssten, erklärte Monika Kaus, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Es gehe darum, sich über die Krankheit zu informieren, Verständnis für die Betroffenen zu entwickeln und sie aktiv einzubeziehen.
In Deutschland gelten der Gesellschaft zufolge heute etwa 1,7 Millionen Menschen als demenzkrank. Ungefähr zwei Drittel davon haben Alzheimer, die häufigste Form der Demenz. Die Erkrankung des Gehirns führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung sowie zum Absterben oder einer starken Schädigung von Gehirnzellen vor allem in der Hirnrinde.
(A.Nikiforov--DTZ)