Mindestens elf Tote bei schweren Waldbränden in Kalifornien
Von heftigen Winden angefachte Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien haben mindestens elf Menschen getötet. Tausende Feuerwehrleute kämpften am Dienstag gegen die Flammen, die nach Behördenangaben insbesondere in den berühmten Weinbaugebieten Sonoma und Napa Valley zehntausende Hektar Land und hunderte Gebäude zerstörten. Mehr als 20.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown rief den Notstand für insgesamt acht Bezirke aus.
Allein im Bezirk Sonoma habe es sieben Tote gegeben, teilte die Polizei mit. Zwei weitere Tote wurden im Bezirk Napa gemeldet und jeweils einer in Yuba und Mendocino. Die Gegenden nördlich der Bucht von San Francisco sind vor allem als Weinanbaugebiete bekannt.
Bei den beiden Toten in Napa handelte es sich dem Fernsehsender KTUV-TV zufolge um ein 99 und 100 Jahre altes Ehepaar. Ein Sprecher des Sheriffs von Mendocino sagte dem Sender CBS, es werde mit weiteren Opfern gerechnet. Davon ging auch Gouverneur Brown aus. In einem Brief an US-Präsident Donald Trump schrieb er, die Brände hätten in weniger als 24 Stunden mehr als 2000 Häuser zerstört. Tausende weitere Gebäude seien bedroht.
Brown forderte Trump auf, seinerseits den Katastrophenfall zu erklären, um Bundesmittel freizugeben. In Schulen und Kirchen wurden Notaufnahmezentren für die Evakuierten eingerichtet.
Nach Angaben der Behörden wüteten mindestens 18 Brände. Seit Sonntagabend seien mehr als 40.500 Hektar Land zerstört worden. Begünstigt wurden die Brände durch die Trockenheit. Erst im April hatte der Gouverneur des Westküstenstaats eine extreme Trockenheitsperiode von mehr als fünf Jahren für beendet erklärt.
Die Brände wurden zudem durch die sogenannten Santa-Ana-Winde angefacht, die mitunter eine Geschwindigkeit von mehr als 90 Stundenkilometern erreichten. Es handelt sich hierbei um ein meteorologisches Phänomen, das trockene Winde aus dem Bergland östlich der kalifornischen Küste bringt.
"Wir werden ganz von vorne beginnen müssen", sagte Dreama Goldberg dem Sender NBC. Das Haus der im achten Monat schwangeren Frau brannte komplett ab. Jesus Torres sagte dem Sender CBS, auch er habe beim Verlassen seines Hauses kaum etwas mitnehmen können. Erst in der "letzten Sekunde" habe er das Feuer erkannt, da alles voller Rauch gewesen sei.
"All unsere Bilder sind weg. Alles, alles ist weg", sagte Cheri Sharp, deren Haus in Santa Rosa niederbrannte, dem Fernsehsender Kobi. "Aber wir sind gesund und in Sicherheit und wir müssen versuchen, dafür dankbar zu sein." Marian Williams beschrieb die Lage in Kenwood im Bezirk Sonoma auf NBC: "Es war ein Inferno, wie man es nie zuvor erlebt hat."
In Santa Rosa wurden das Krankenhaus sowie das Hilton Hotel evakuiert. Es sei davon auszugehen, dass das Feuer das Hotel schwer beschädigt habe, teilte das "Hilton Sonoma Wine Country" auf Facebook mit. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete von zahlreichen Explosionen an Gasleitungen und -tanks sowie von brennenden Häusern, Autos und Weinbergen in der Region.
Mehrere Autobahnen und Straßen wurden gesperrt. Nach Angaben des Versorgers Pacific Gas & Electric fiel zunächst bei 196.000 Kunden wegen der Brände der Strom aus. Später waren demnach noch 99.000 Kunden von der Stromversorgung abgeschnitten, insbesondere in den Bezirken Sonoma und Napa.
Sogar im rund 60 Kilometer entfernten San Francisco waren riesige Rauchwolken zu sehen, auch der Brandgeruch drang bis in die Millionenmetropole. Im Norden der Stadt wurde wegen Asche in der Luft von Aktivitäten im Freien abgeraten.
Auch in Anaheim, einem Vorort von Los Angeles, wüteten Brände. Mindestens 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um sie einzudämmen.
(N.Loginovsky--DTZ)