Deutsche Ex-Schauspielerin wirft Roman Polanski Vergewaltigung vor
Gegen Starregisseur Roman Polanski sind neue Vergewaltigungsvorwürfe laut geworden. Die frühere deutsche Schauspielerin Renate Langer wirft dem Filmemacher nach Polizeiangaben vor, sie 1972 im Alter von 15 Jahren im schweizerischen Gstaad vergewaltigt zu haben. Ein Sprecher der Kantonspolizei von St. Gallen bestätigte am Dienstagabend einen entsprechenden Medienbericht. In der "New York Times" hatte die heute 61-Jährige schwere Vorwürfe gegen Polanski erhoben.
Es sei noch nicht klar, ob ein Strafverfahren eingeleitet werde, sagte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi. Obwohl die Vorwürfe Jahrzehnte zurückreichen, wäre dies nach Schweizer Recht noch möglich. Die Frau sei am 26. September befragt worden, erklärte der Polizeisprecher. Die in München geborene Langer sagte der "New York Times", sie habe sich unter anderem deswegen erst jetzt an die Polizei gewendet, weil ihre Eltern nun nicht mehr lebten. "Meine Mutter hätte einen Herzinfarkt bekommen", sagte sie. Sie sei Polanski begegnet, als sie in München als Model gearbeitet habe. Polanski habe angedeutet, sie für einen Film engagieren zu wollen, deshalb sei sie mit Erlaubnis ihrer Eltern zum ihm nach Gstaad gereist. Dort habe der Regisseur sie in seinem Schlafzimmer vergewaltigt.
"Das hatte Einfluss auf mein gesamtes Leben", sagte Langer der "New York Times". "Ich habe mich geschämt und einsam und allein gefühlt."
Langer spielte in einer Reihe von erfolgreichen Filmen und Fernsehserien in Nebenrollen mit. Darunter waren "Die Schwarzwaldklinik", "Das Traumschiff" und "Kir Royal". In der Erfolgsserie von Helmut Dietl spielte sie in einem Nacktauftritt die Geliebte des Klatschreporters "Baby Schimmerlos". Die gebürtige Münchnerin spielte im Kino zudem in verschiedenen Sexfilmchen wie "Hurra, die Schwedinnen sind da". Als Model ließ sie sich für Illustrierte wie den "Playboy" fotografieren.
Polanski sieht sich mehreren Vergewaltigungsvorwürfen ausgesetzt. Zuletzt hatte im August eine Frau in den USA bei einer Pressekonferenz gesagt, Polanski habe sie 1973 als 16-Jährige missbraucht. 2010 hatte eine britische Schauspielerin dem Starregisseur vorgeworfen, sie als 16-Jährige vergewaltigt zu haben.
In den USA läuft weiterhin ein Verfahren gegen den 84-jährigen Regisseur wegen der Vergewaltigung der damals 13-jährigen Samantha Geimer 1977 in Kalifornien. Polanski hatte 1977 im Alter von 43 Jahren im Haus des Schauspielers Jack Nicholson in Los Angeles Sex mit Geimer. Er war zunächst wegen Vergewaltigung angeklagt, später lautete der Vorwurf auf unerlaubten Sex mit einer Minderjährigen. Der Filmemacher bekannte sich schuldig und saß nach einer Vereinbarung mit der Staatsanwalt 42 Tage in Haft, um sich psychiatrischen Tests zu unterziehen.
Doch dann ließ der Richter nach Angaben von Polanskis Anwalt den Deal platzen und forderte eine 50-jährige Haftstrafe für den polnisch-französischen Regisseur. Polanski floh nach Europa und kehrte seitdem nicht mehr in die USA zurück. Das Verfahren der US-Justiz gegen ihn wurde bis heute nicht eingestellt, trotz der ausdrücklichen Bitte des Missbrauchsopfers Geimer, den Fall nach 40 Jahren endlich ad acta zu legen. (W.Uljanov--DTZ)