Behörden: Festgenommenen im Gift-Erpressungsfall ist Täter
Der Fall der Gift-Erpressung in Baden-Württemberg ist nach Einschätzung der Behörden so gut wie gelöst: Sie seien "der festen Auffassung", dass es sich bei dem Festgenommenen um den Täter handelt, sagten Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstag. Demnach wurden bei dem 53-Jährigen mehrere Beweismittel sichergestellt, darunter das in vergifteten Lebensmitteln gefundene Mittel Ethylenglykol. Entwarnung für die Verbraucher gaben die Behörden aber vorerst nicht.
Der Verdächtige war am Freitagnachmittag nach zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung in Ofterdingen im Landkreis Tübingen festgenommen worden, wie Staatsanwalt Alexander Boger auf einer Pressekonferenz in Konstanz ausführte. Demnach handelt es sich um einen Deutschen, der seine Tat nach vorläufigen Erkenntnissen "alleine geplant" und ausgeführt hat. Hinweise auf einen oder mehrere mögliche Mittäter gebe es derzeit nicht. Der Mann äußerte sich zunächst weder zu den Vorwürfen noch zum möglichen Motiv.
In der Wohnung des Mannes seien aber Beweismittel wie restliche Giftmengen gefunden worden, außerdem habe er offenbar versucht, verdächtige Gegenstände verschwinden zu lassen, führten die Behörden aus. Seit der Festnahme habe sich der Tatverdacht "Stunde für Stunde weiter verdichtet", sagte Uwe Stürmer von der Polizei Konstanz. "Wir sind der festen Auffassung, dass wir die richtige Person festgenommen haben." Den Behörden zufolge handelt es sich um einen Mann mit "psychischen Auffälligkeiten" und "strafrechtlichen Vorbelastungen".
Noch am Samstag wurde der 53-Jährige einem Haftrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung - es ist aber auch möglich, dass er sich im weiteren Verlauf der Ermittlungen wegen versuchter Tötung verantworten muss.
Der Mann hatte in Geschäften in Friedrichshafen Babynahrung vergiftet und einen Millionenbetrag von Handelskonzernen gefordert. Er drohte damit, bei Nichtzahlung bundesweit Lebensmittel zu vergiften. Seine Drohungen hatten Mitte September mit einer E-Mail an Konzerne und die Polizei begonnen. Die Behörden fahndeten später öffentlich nach dem Gesuchten.
Durch die beschlagnahmten Giftmengen seien die Behörden nun "zuversichtlich", im Besitz des gesamten Ethylenglykols zu sein, sagte Stürmer. Daher habe sich die Gefahr vergifteter Produkte im Handel reduziert. Es sei aber vorschnell, bereits Entwarnung zu geben. Verbraucher sollten daher weiterhin beim Einkauf von Lebensmitteln wachsam sein und auf Beschädigungen von Produkten achten. (W.Uljanov--DTZ)