Gouverneur von Puerto Rico mahnt sofortige Hilfe der USA an
Angesichts nur spärlich eintreffender Hilfen aus den USA hat Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rossello vor einer "humanitären Krise" auf der von Hurrikan "Maria" verwüsteten Karibikinsel gewarnt. Rosello verwies am Montag (Ortszeit) in San Juan darauf, dass Puerto Rico Teil der USA sei. "Wir brauchen jetzt sofort Taten", sagte Rossello. Sonst werde es einen "massiven Exodus" von der Insel geben. Die US-Regierung wies die Vorwürfe zurück.
Das Ausmaß des jüngsten Wirbelsturms und der beiden vorangegangenen sei beispiellos, sagte Rossello in seinem Hilfsappell. Der Chef der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, erklärte an seiner Seite: "Wir haben sehr viel Arbeit zu tun, das ist uns klar." Seine Behörde arbeite "rund um die Uhr", um wichtige Infrastruktur zu reparieren und Leben zu retten. Seit Tagen verschlechtern sich die Lebensbedingungen in Puerto Rico, wo durch die jüngsten Stürme "Maria" und "Irma" 13 Menschen getötet wurden. Es gibt kaum noch Lebensmittel oder Treibstoff, die Telefonverbindungen sind zusammengebrochen. Vor Supermärkten und Tankstellen bilden sich lange Schlangen. Wasser, Gas und Eis wurden rationiert. Wo es geht, greifen die Menschen zur Selbsthilfe.
Gouverneur Rossello wies auf die schwierige finanzielle Lage seiner hochverschuldeten Insel hin, was die Situation zusätzlich erschwere. Die Schuldenlast beläuft sich auf mehr als 70 Milliarden Dollar (rund 59 Milliarden Euro).
Nach Kritik wegen mangelnder Unterstützung für Puerto Rico räumte US-Präsident Donald Trump am Montag ein, die Insel stecke in "tiefen Schwierigkeiten". Das zuvor schon störanfällige alte Stromnetz sei zerstört, ein Großteil der Insel verwüstet, erklärte Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Er schlug dann aber einen Bogen zur hohen Staatsverschuldung des US-Außengebiets: Die Milliarden Dollar von Schulden, die Puerto Rico bei den Banken habe, erschwerten den Wiederaufbau, schrieb Trump auf Twitter. Dieses Problem müsse angepackt werden.
Trump hatte zuvor heftige Vorwürfe einstecken müssen, weil er sich über Tage mit Stars des US-Football und Basketball über deren angeblich mangelnde patriotische Gesinnung anlegte, statt sich auf die Unterstützung der verzweifelten Menschen in Puerto Rico zu konzentrieren.
Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders wies den Verdacht zurück, das Weiße Haus habe auf die Verwüstungen der größtenteils von Latinos bewohnten Karibikinsel langsamer reagiert als auf die Zerstörungen auf dem US-Festland vor allem in Texas und Florida nach den Hurrikans "Harvey" und "Irma". Das Bemühen des Weißen Hauses, eine rasche Freigabe öffentlicher Gelder zu ermöglichen, um den Sturmopfern zu helfen, sei "beispiellos" gewesen, sagte Sanders. Sie fügte hinzu, die Regierung werde auch weiterhin alles tun, um Hilfe zu leisten.
Dagegen kritisierte der demokratische Abgeordnete Adam Smith, die Antwort von Trumps Regierung auf die Krise sei "gänzlich unzureichend" und "eine Schande". Eine Fläche mit 3,5 Millionen US-Bürgern sei fast vollständig ohne Strom, Wasser, Lebensmittel und Telefonnetz, "und wir haben eine Handvoll Hubschrauber" im Einsatz.
Der republikanische Senator Marco Rubio aus Florida warnte nach einem Besuch auf Puerto Rico, er sehe die Gefahr einer "ernsten Krise" außerhalb der Hauptstadt San Juan. Die Stromversorgung müsse so schnell wie möglich wieder hergestellt werden.
Nachdem Hurrikan "Harvey" in Texas gewütet hatte, war Trump zweimal binnen einer Woche in das Katastrophengebiet gereist. Auch Florida besuchte der US-Präsident, nachdem dort "Irma" enorme Schäden angerichtet hatte. Am vergangenen Wochenende telefonierte Trump mit Rossello und dem Gouverneur der US-Jungferninseln und kündigte einen Besuch an - allerdings wurde bislang kein Termin festgelegt. (W.Budayev--DTZ)