Wieder viele Tote? Mexiko erneut von schwerem Erdbeben erschüttert
Vier Tage nach dem zerstörerischen Erdbeben ist Mexiko am Samstag erneut von einem starken Beben erschüttert worden. Nach Angaben des nationalen seismologischen Instituts hatte das Erdbeben die Stärke 6,1. Sein Zentrum befand sich demnach im Süden des Landes im Bundesstaat Oaxaca. Die Suche nach Überlebenden des Bebens vom Dienstag musste am Samstag wegen des erneuten Erdstoßes unterbrochen werden.
Im Bundesstaat Oaxaca waren erst vor zwei Wochen bei einem starken Beben mindestens 90 Menschen ums Leben gekommen. Das Erdbeben der Stärke 8,2 Anfang des Monats war das stärkste in Mexiko seit 100 Jahren gewesen. In Mexiko-Stadt soll es bei dem jüngsten Beben am Samstag nach ersten Erkenntnissen des Zivilschutzes keine größeren Schäden gegeben haben. Die Region war am Dienstag schwer getroffen worden. Landesweit kamen mindestens 298 Menschen ums Leben, in der Hauptstadt gab es bisher 160 Todesopfer. Der Bürgermeister Miguel Angel Mancera sagte dem Fernsehsender Televisa, dass noch etwa 20 Menschen vermisst würden.
Bergungskräfte suchten vier Tage nach dem Beben weiterhin nach Verschütteten, obwohl die Überlebenschancen inzwischen verschwindend gering sind. "Viel Zeit ist verstrichen, aber wir geben nicht auf", sagte der Zivilschutzchef Luis Felipe Puente am Samstagmorgen (Ortszeit) dem Fernsehsender Televisa. Unter den Todesopfern sind nach Behördenangaben mindestens acht Ausländer.
Vier Frauen aus Taiwan, ein Südkoreaner, ein Spanier, eine Frau aus Panama und ein Argentinier seien in Mexiko-Stadt ums Leben gekommen, gab das Oberste Gericht am Freitag bekannt. Es stützte sich auf Informationen der Gerichtsmedizin. Wann und wo genau die Leichen geborgen wurden, teilte das Gericht nicht mit.
Zivilschutzchef Puente wies erneut Gerüchte zurück, wonach die Räumung der eingestürzten Gebäude mit schwerem Gerät bald beginnen solle. "Familien berichten uns, dass Angehörige noch dort sind", sagte er. 115 Menschen konnten seit dem Beben am Dienstag lebend aus den Trümmern geborgen werden.
Bereits um 13.14 Uhr Ortszeit (20.14 Uhr MESZ) am Freitag war die 72-Stunden-Frist abgelaufen, in denen Verschüttete laut Experten in der Regel noch Überlebenschancen haben.
Allein in Mexiko-Stadt waren rund 40 Gebäude eingestürzt. Viele Bewohner leben zur Zeit in Notunterkünften, bei Familienmitgliedern, Freunden oder auf der Straße.
Erika Albarran fütterte gerade ihr Baby, als die Erde am Dienstag zu beben begann. Die Wohnung der 33-Jährigen wurde beschädigt, die Nacht nach dem Beben verbrachte sie im Eingang einer Bank. Dann erfuhr sie von den Notunterkünften und wurde dort mit gespendeten Lebensmitteln versorgt.
"Ohne Essen hätten wir es nicht geschafft. Wir sind ohne irgendetwas geflohen - keine Windeln, keine Milch", sagte Albarran, die eigentlich Süßigkeiten und Saft auf der Straße verkauft. Der Hilfsorganisation Save the Children zufolge waren 100.000 Kinder in Mexiko-Stadt von dem Beben am Dienstag betroffen; hunderte hätten die Nächte in Parks und auf den Straßen verbracht.
Vieles erinnert an die Erdbeben-Tragödie genau 32 Jahre zuvor, bei der 10.000 Menschen in Mexiko gestorben waren. Wenige Stunden vor dem Beben vom Dienstag hatte, wie jedes Jahr am 19. September, eine Übung für den Katastrophenfall stattgefunden. (O.Tatarinov--DTZ)