Mexiko: Gerüchte über Ende der Vermisstensuche nach Erdbeben
Trotz ihrer Erschöpfung haben die Bergungsteams in den Erdbebengebieten von Mexiko am Freitag ihr Rennen gegen die Uhr fortgesetzt: Punkt 13.14 Uhr Ortszeit (20.14 Uhr MESZ) enden die 72 Stunden, in denen Verschüttete laut Experten in der Regel noch Überlebenschancen haben. Vor allem in der schwer getroffenen Hauptstadt sorgten Gerüchte für Aufregung, dass schon bald die Räumung der eingestürzten Gebäude mit schwerem Gerät beginnen könnte.
Angesichts von Dutzenden Vermissten in Mexiko-Stadt hofften die Menschen dort auf weitere Wunder - obwohl Bergungskräfte und freiwillige Helfer mehr und mehr Leichen aus den Trümmern bargen und die Zahl der Todesopfer laut Katastrophenschutz auf 286 stieg. Vor eingestürzten Gebäuden baten Menschen die Retter, die 72stündige "Frist" zu ignorieren. Angehörige von Vermissten verteilten Flugblätter mit der Aufforderung "Keine schweren Maschinen".
Präsident Enrique Peña Nieto wandte sich schließlich ausdrücklich gegen "falsche Gerüchte", wonach die Bergungsarbeiten bald eingestellt und die Räumungsarbeiten beginnen sollten. Die Suche nach Vermissten gehe weiter, sagte er.
Kleine und große Erfolge trieben die hundemüden Retter immer wieder zu neuen Anstrengungen an: In den Trümmern eines eingestürzten siebenstöckigen Bürogebäudes von Roma, dem beliebten Ausgehviertel im Zentrum der Hauptstadt, konnten sie 28 Menschen lebend bergen, nun suchten sie nach 23 weiteren möglichen Überlebenden - einem von ihnen war es gelungen, per Videoanruf Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen. Im Norden der Hauptstadt wurden ein Mann und eine 90-Jährige lebend aus dem Schutt gerettet.
Auch in den Trümmern der bei dem Beben am Dienstag fast komplett eingestürzten Enrique-Rebsamen-Schule ging die Suche weiter - allerdings nicht mehr nach der kleinen "Frida Sofia": Unermüdlich hatten Bergungskräfte und Helfer nach der Schülerin gesucht, von der die Retter mehrfach Lebenszeichen wahrgenommen haben wollten. Doch am Donnerstag kam die niederschmetternde Nachricht: Unter den Trümmern gibt es keine "Frida Sofia".
Möglicherweise befinde sich noch ein Erwachsener lebend unter den Trümmern der Schule, teilte Marineminister Ángel Sarmiento vor Ort mit. Alle Schüler aber seien "entweder sicher zu Hause, im Krankenhaus oder unglücklicherweise tot". Elf Kinder konnten demnach gerettet werden, für 19 Schüler und mindestens sechs Lehrer aber kam jede Rettung zu spät.
Allein in Mexiko-Stadt stürzten rund 40 Gebäude ein, tausende Wohnungen wurden beschädigt. Die meisten der Bewohner leben zur Zeit in Notunterkünften, bei Familien, Freunden oder auf der Straße. Viele wissen noch nicht, was die Zukunft für sie bringen wird: Obwohl die Erde in Mexiko häufig bebt, sind nur fünf Prozent der Wohnungen versichert. (A.Stefanowych--DTZ)