Suche nach Überlebenden in eingestürzter Schule hält Mexiko in Atem
Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben mit mindestens 233 Toten wird in Mexiko weiter fieberhaft nach Überlebenden gesucht: Mit wachsender Sorge verfolgte das lateinamerikanische Land dabei vor allem die Bergungsarbeiten in den Trümmern einer Schule im Süden der Hauptstadt Mexiko-Stadt, wo immer noch zahlreiche Menschen vermisst wurden. Bislang konnten elf Kinder lebend aus dem Schutt der Enrique-Rebsamen-Schule gerettet werden. Mindestens 21 Kinder und fünf Erwachsene kamen jedoch ums Leben.
Am Donnerstagmorgen versuchten die Helfer weiter verzweifelt, mehrere lebend in den Trümmern vermutete Kinder zu erreichen. Ein Wärmedetektor hatte zuvor an mehreren Stellen angeschlagen. Ein Retter berichtete, er habe fünf Kinder lebend gesehen. Sie seien jedoch unter Metallstreben gefangen, die nun vorsichtig durchtrennt werden müssten.
"Wir wissen, dass da drinnen eine Kind am Leben ist, wir wissen aber nicht, wie wir es erreichen können, ohne einen Einsturz zu riskieren oder Retter in Gefahr zu bringen", sagte Einsatzleiter José Luis Vergara dem Sender Televisa über eine eingeschlossene Schülerin, deren Schicksal das Land bewegte. Die Rettungskräfte hätten kurz mit dem Mädchen sprechen können - es sei "sehr müde".
Zahlreiche freiwillige Helfer schlossen sich den Rettungskräften an. Einem zivilen Helfer gelang es, das Mädchen mit Wasser und Sauerstoff zu versorgen, indem er sich mutig durch einen schmalen Hohlraum in den Trümmer zwängte.
Das Erdbeben der Stärke 7,1 hatte am Dienstagnachmittag (Ortszeit) das Zentrum Mexikos erschüttert. 72 Stunden nach einem Beben gibt es erfahrungsgemäß kaum noch Chancen, Überlebende zu finden. Daher liefen die Rettungsarbeiten 40 Stunden nach dem Beben am Donnerstag weiter auf Hochtouren. Mehrere Länder boten Mexiko Unterstützung an - neben Chile und El Salvador auch die USA und Israel.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto besuchte die am schwersten betroffenen Gebiete und kündigte eine drei Tage lange Staatstrauer an. "Die höchste Priorität bleibt immer noch, Leben zu retten", sagte er. Demnach seien bislang 50 Menschen aus eingestürzten Gebäuden gerettet worden. Der Bürgermeister von Mexiko-Stadt, Miguel Ángel Mancera, sagte er Televisa, 39 Gebäude in der Hauptstadt seien eingestürzt.
Unterdessen wurde Kritik am Erdbeben-Warnsystem des Landes laut: Im Jahr 1993 wurde an der Westküste Mexikos, die häufig von Beben erschüttert wird, ein Frühwarnsystem eingerichtet. Doch da das Epizentrum des Bebens vom Dienstag nur 120 Kilometer von Mexiko-Stadt in der Landesmitte entfernt gewesen sei, hätten die Sensoren die Erschütterungen nicht erfasst, sagte Carlos Valdés vom Nationalen Katastrophenschutzzentrum.
Die Erschütterung erinnerte viele an die Erdbeben-Tragödie vom 19. September 1985, bei der 10.000 Menschen in Mexiko gestorben waren. Erst wenige Stunden vor dem neuerlichen Beben, hatte wie jedes Jahr am 19. September, eine Übung für den Katastrophenfall stattgefunden. Erst vor anderthalb Wochen waren bei einem starken Beben im Süden des Landes mindestens 90 Menschen ums Leben gekommen. (A.Stefanowych--DTZ)