Geständnis in Sexprozess gegen bayerischen SPD-Spitzenpolitiker
Der frühere bayerische Landtagsabgeordnete und SPD-Funktionsträger Linus Förster hat im Missbrauchsprozess gegen ihn ein Geständnis abgelegt. Über seinen Verteidiger ließ Förster am Montag erklären, die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe träfen "im Wesentlichen" zu. Demnach verging sich der 52-Jährige an Frauen, machte mehrfach heimlich Filmaufnahmen beim Sex und besaß zahlreiche kinderpornografische Fotos und Videos. Förster drohen mehrere Jahre Haft.
Förster, der seit 2003 im Landtag saß und bei der bayerischen SPD im Landesvorstand und im -präsidium war, befindet sich seit Dezember wegen der Vorwürfe in Untersuchungshaft. Wie der Vorsitzende Richter Lenart Hoesch verlas, gab es im Vorfeld des Verfahrens Vorgespräche zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung über eine Strafe von höchstens vier Jahren Haft im Gegenzug für ein umfassendes Geständnis. Im Fall eines Täter-Opfer-Ausgleichs könnte die Strafe auch weniger als vier Jahre Haft betragen. Diese Vorgespräche seien aber nicht bindend.
Nach Angaben des Verteidigers schloss Förster mit vier von fünf Frauen vor Prozessbeginn einen Täter-Opfer-Ausgleich in Form von finanziellen Entschädigungen. Für eine ehemalige Lebensgefährtin, an der er sich zweimal im wehrlosen Zustand verging, sollen insgesamt 20.000 Euro fließen.
Auch an drei weitere Frauen zahlte Förster Geld oder will es noch zahlen. Ein fünftes Opfer habe auf das Angebot eines Täter-Opfer-Ausgleichs nicht reagiert. Die vereinbarten Ausgleichszahlungen summieren sich auf deutlich über 30.000 Euro.
Förster gestand, seine unter Schlaftabletten stehende damalige Lebensgefährtin in ihrem wehrlosen Zustand zweimal missbraucht und dabei gefilmt zu haben. Noch nicht zu klären war, ob er bereits zu diesem Zeitpunkt oder erst nach den Taten wusste, dass die Frau bereits als Kind sexuell missbraucht worden war. Der Richter sagte, dies mache einen großen Unterschied. Förster hatte die Frau bei einem Aufenthalt in der Psychiatrie kennengelernt.
Förster gestand außerdem, eine durch starken Alkoholkonsum wehrlose Frau missbraucht zu haben, und den Besitz von kinderpornografischen Bildern. Einen Missbrauchsfall - Förster soll nach einvernehmlichem geschütztem Sex mit einer Geliebten versucht haben, ungeschützten Geschlechtsverkehr mit der zu der Zeit wegen ihrer Alkoholisierung wehrlosen Frau zu vollziehen - bestritt er. Förster sagte, es tue ihm "sehr leid, Vertrauen missbraucht zu haben". Sein Verhalten führte er auf eine selbstzerstörerische psychische Situation zurück. Unter anderem begründete er dies auch mit seiner Rolle als Oppositionspolitiker in der SPD - in dieser Rolle gebe es in Bayern keine Anerkennung. Er habe sich dann einen Kick durch die Filmaufnahmen gesucht.
Obwohl sich auf seinen Computern und Festplatten mehr als 800 kinderpornografische Fotos und über 500 kinderpornografische Videos befanden, bestritt Förster eine entsprechende sexuelle Neigung. "Ich habe keinerlei pädophile Neigungen." Er könne die vielen Bilder nur schwer erklären. "Es ist mir sehr peinlich."
Dass er so umfassend verbotene Bilder gesammelt hatte, erklärte Förster mit einem Drang, alles was ihm zugetragen werde, zu sammeln und dann zu ordnen. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil könnte am 29. September fallen. (A.Nikiforov--DTZ)