Als Held gefeierter Bettler soll Opfer von Manchester-Anschlag bestohlen haben
Ein nach dem Attentat von Manchester als Held gefeierter Obdachloser muss sich nun vor Gericht verantworten, weil er eines der Anschlagsopfer bestohlen haben soll. Der 33-jährige Chris Parker sollte sich am Mittwoch vor Gericht dem Vorwurf stellen, er habe der bei dem Selbstmordanschlag im Mai schwer verletzten Pauline Healey ihre Bankkarte gestohlen. Parker hatte Bekanntheit erlangt, weil er Opfern beigestanden haben soll anstatt zu fliehen.
Pauline Healey hatte bei dem Anschlag am 22. Mai ihre 14-jährige Enkelin verloren. Auch ihre Tochter war schwer verletzt worden.
Parker hatte der britischen Nachrichtenagentur Press Association nach dem Attentat gesagt, dass er vor dem Konzertsaal gebettelt habe, als sich der Selbstmordattentäter in die Luft sprengte: "Ich wurde auf den Boden geworfen und dann bin ich aufgestanden und anstatt wegzurennen, sagte mein Instinkt mir, zurückzulaufen und zu versuchen zu helfen." Eine Frau sei in seinen Armen gestorben, außerdem habe er ein kleines Mädchen gerettet, dessen Mutter gerade getötet worden war. "Überall auf dem Boden lagen Menschen", erzählte er.
Seine Geschichte hatte viele Menschen bewegt. Bei einer Crowdfunding-Kampagne wurden umgerechnet etwa 55.000 Euro für den als Held gefeierten Parker gesammelt, die ihm allerdings nicht ausgehändigt wurden. Ein Spender wollte dem 33-Jährigen sogar übergangsweise ein Obdach geben. Parkers Mutter, von der er sich lange zuvor entfremdet haben soll, hatte nach dem Anschlag eine Lokalzeitung kontaktiert und ihren Sohn gebeten, sich bei ihr zu melden.
Der islamistische Anschlag hatte sich bei einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande ereignet. 22 Menschen wurden getötet. Am Mittwoch teilte die Manchester Arena mit, am 9. September erstmals nach dem Attentat wieder ein Konzert ausrichten zu wollen. Bei dem Benefizkonzert soll unter anderem Noel Gallagher von der aus Manchester stammenden Band Oasis auftreten.
(O.Tatarinov--DTZ)