Garri Kasparow nach zwölf Jahren wieder zurück am Schachbrett
Zwölf Jahre nach seinem Wechsel in die Politik ist die russische Schach-Legende Garri Kasparow ans Brett zurückgekehrt. Bei seinem Auftaktspiel beim St. Louis Rapid & Blitz, einem Blitz- und Schnellschachturnier im US-Bundesstaat Missouri, zeigte der 54-Jährige am Montag, dass er immer noch mit Schachmeistern mithalten kann, die halb so alt sind wie er. So rang Kasparow seinem 27-jährigen Kontrahenten, dem letztjährigen WM-Finalisten Sergej Karjakin, ein Remis ab.
Auch wenn seine Haare seit seinem letzten Spiel im März 2005 deutlich grauer geworden sind, verbreitet Kasparow immer noch die Aura eines Siegers. Sein Blick, mit dem er diesmal Karjakin bedachte, ist ebenfalls noch genauso einschüchternd wie zu seinen besten Zeiten in den 80er und 90er Jahren. Wie sehr er immer noch alle Aufmerksamkeit an sich zieht, zeigte auch die Reaktion seiner Mitstreiter, allesamt selbst Topspieler: Sie verließen ihre eigenen Schachbretter für einige Sekunden, um das einstige "Biest von Baku" zu sehen.
Auch wenn er das Turnier als eine fünftägige "Auszeit" von seiner politischen Karriere bezeichnete, machte Kasparow deutlich, dass er es nicht auf die leichte Schulter nehmen wird. Er sei sich bewusst, dass das Turnier eine ernsthafte Angelegenheit und er die "begehrenswerteste Beute in der Schachgeschichte" sein werde, schrieb er am Sonntag auf Facebook.
Sein Kontrahent Karjakin bezeichnete den früheren Dauer-Weltmeister als "einen der größten Schachspieler aller Zeiten" und sagte, es sei immer sein Traum gewesen, gegen Kasparow zu spielen. Dass Kasparow das Turnier gewinnen wird, gilt jedoch als wenig wahrscheinlich. Das Tempo des Rapid & Blitz spiele eher seinen deutlich jüngeren Kollegen in die Hände, die auf rasche Züge spezialisiert seien, sagt der französische Schachgroßmeister Maxime Vachier-Lagrave.
Kasparow selbst versuchte in seinem Facebook-Eintrag, die Erwartungen herunterzuspielen. Mit seinen 54 Jahren habe er ebenso gute Aussichten, zu seiner Form mit 40 Jahren zurückzukehren wie "zu meinem Haaransatz mit 20", erklärte er. Sollte er aber trotzdem gewinnen, will er den Gewinn zur Förderung von Schach in Afrika spenden.
Bis zu seinem Rückzug dominierte Kasparow über Jahre die internationale Schachbühne. 1985 wurde er mit 22 Jahren der jüngste Schachweltmeister in der Geschichte. Seit dem Rückzug vom Schach ist er als russischer Oppositionsaktivist tätig, er zählt zu den schärfsten Kritikern des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin. Inzwischen lebt der gebürtige Aserbaidschaner in den USA. (W.Budayev--DTZ)