Fragwürdig: Fake News, Emoji und Späti stehen nun im Duden
Fake News, Emoji und Späti - insgesamt 5000 neue Wörter wurden in den aktuellen Duden aufgenommen, der am Mittwoch in der 27. Auflage erscheint. Das Nachschlagewerk zur deutschen Rechtschreibung wurde völlig neu bearbeitet und ist mit insgesamt 145.000 Stichwörtern "der umfangreichste und aktuellste" Duden, den es je gab, wie der Dudenverlag in Berlin mitteilte. Vor vier Jahren erschien die bislang letzte Ausgabe.
Der neue Duden ist 1264 Seiten stark und dokumentiert den Angaben zufolge so aktuell wie nie den Stand der deutschen Rechtschreibung. Die Wörter spiegeln die Entwicklungen in den Bereichen Technik, Mode, Sport, Politik und Verwaltung wider. So tauchen unter den 5000 neuen Wörtern zahlreiche Begriffe auf, die auch die politische und öffentliche Diskussion der vergangenen Jahre prägten, darunter postfaktisch - das Wort des Jahres 2016 - sowie Brexit, Flüchtlingskrise, Willkommenskultur und Volksverräter.
Andere Wörter sind eng verbunden mit den technischen Entwicklungen und der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft. Dazu zählen etwa Selfie, liken, Emoji, tindern und Couchsurfing. Unter den neu aufgenommenen Wörtern sind auch zahlreiche sogenannte Neologismen. Dabei handelt es sich um Wortschöpfungen, die häufig aus vorhandenen Wörtern neu zusammengesetzt werden, oder aus Fremdsprachen übernommen wurden.
Manche Begriffe sind mittlerweile fest in der Umgangssprache etabliert, wie rumeiern, Bierdusche, Tüddelkram, das auch über Berlin hinaus bekannte icke oder Arschrunzeln. Auch Modisches wie der Frisurschnitt Undercut wird jetzt aufgelistet. Selbst Angela "Merkel (deutsche Bundeskanzlerin)" findet sich unter dem Buchstaben M nunmehr im Duden.
Die Zahl der diesjährigen Neuaufnahmen ist nicht ungewöhnlich hoch. Auch in den zurückliegenden Auflagen waren nach Angaben einer Verlagssprecherin regelmäßig 5000 neue Wörter hinzu gekommen. Alle drei bis fünf Jahre werde das Nachschlagewerk aktualisiert, erklärte Kathrin Kunkel-Razum, Leiterin der Dudenredaktion. Manchmal sind neue Rechtschreibregeln ausschlaggebend, manchmal ist schlichtweg eine Veränderung im Wortschatz der Grund.
Beim neuen Duden fiel beides zusammen, wie Kunkel-Razum betonte. Grundlage für die Auswahl der Wörter ist eine ständig wachsende elektronische Textsammlung, die der Verlag selbst erstellt und die mehr als vier Milliarden Wortformen umfasst. Die Sammlung enthält Texte unterschiedlichster Art aus dem gesamten deutschen Sprachraum - vom literarischen Text über Zeitungsartikel bis hin zu Gebrauchsanleitungen. Wörter, die in den Duden aufgenommen werden, müssen häufig vorkommen und dürfen "keine Eintagsfliegen" sein, sagte Kunkel-Razum.
Auch brandaktuelle Änderungen etwa beim Buchstaben ß wurden in der Neuauflage berücksichtigt. Das Eszett, das scharfe S, in Großschreibung ist auch neben der Variante des doppelten S möglich.
Entsprechend einer Entscheidung des Rechtschreibrats wurden auch einzelne Worte angepasst. Gestrichen wurde zum Beispiel die eingedeutschte Schreibweise Ketschup, die kaum verwendet wurde. Zulässig ist jetzt nur noch Ketchup. Auch andere ungebräuchliche Varianten wie Anschovis, Majonäse oder Frotté gelten ab sofort wieder als Fehler. Amtlich erlaubt sind nur noch Anchovis, Mayonnaise und Frottee.
Der Duden ist bereits mehr als 135 Jahre alt. Die erste Ausgabe erschien am 7. Juli 1880 in Leipzig und umfasste rund 27.000 Stichwörter. (N.Loginovsky--DTZ)