Tierwelt: Wildkatzen breiten sich in Deutschland weiter rasant aus
Sie ähnelt einer Hauskatze, ist aber kräftiger und streift durch die Wälder: Die Wildkatze breitet sich in Deutschland weiter aus, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am heutigen Dienstag (01.08.2017) zum Abschluss seines Projekts "Wildkatzensprung" mitteilte. In den vergangenen Jahren wurden rund 25.000 Bäume und Sträucher gepflanzt, um Wälder zu vernetzen und das Überleben der Katze zu sichern.
Die Europäische Wildkatze stammt nicht von verwilderten Hauskatzen ab. Sie streifte schon durch die heimischen Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen mit über die Alpen brachten. Noch vor etwa 200 Jahren waren die wild lebenden Verwandten der Hauskatze in ganz Deutschland verbreitet. Durch ihre zunehmende Isolierung droht allerdings Inzucht und der Verlust der genetischen Vielfalt.
Um die Wiederausbreitung der Wildkatze zu unterstützen, pflanzte der BUND in fünf Bundesländern grüne Korridore zwischen Wildkatzenwäldern, zum Beispiel in Thüringen zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald. Auch in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz gibt es solche Pflanzungen.
Nach wie vor sind jedoch Wälder und damit die Lebensräume der Wildkatze durch Straßen, Felder oder Siedlungen zerschnitten. "Das führt zu schwer überwindbaren Hindernissen und Gefahren für die Wanderungen der Wildkatze", erklärte Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Diese seien aber nötig, damit sich die Wildkatzen neue Lebensräume erschließen und sich inzuchtfrei vermehren können.
Das zentrale Verbreitungsgebiet der Wildkatze erstreckt sich von Nordbayern bis nach Südniedersachsen und von Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten. In anderen Gebieten, die auch als Lebensräume geeignet wären, zum Beispiel in Ost- und Norddeutschland, siedelte sich die Wildkatze bisher nicht an.
Der BUND will sich daher auch nach Projektende weiter für die Wildkatze einsetzen und langfristig grüne Korridore mit einer Gesamtlänge von rund 20.000 Kilometern schaffen.
Nach Ansicht des Bundesumweltministeriums zeigt das Projekt "Wildkatzensprung", dass die Wiedervernetzung von Wäldern machbar ist. Zu lange sei beim Flächenverbrauch die Notwendigkeit durchgängiger Wanderungskorridore ignoriert worden. Das Ministerium schreibt dem BUND-Projekt deshalb "Pilot-Charakter" zu.
Einzigartig ist auch die im Projekt entwickelte Gendatenbank für die Wildkatze. Seit 2011 wurden dafür in zehn Bundesländern mehr als 2400 Haarproben gesammelt und analysiert. Die Daten liefern Informationen über den Bestand, über Wanderbewegungen und Raumnutzung. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die Genproben analysiert hat, schätzte die Zahl in Deutschland im vergangenen Jahr auf 5000 bis 10.000 Wildkatzen. Der BUND hatte vor zehn Jahren noch von 3000 bis 5000 Tieren gesprochen.
Mehr als 1200 freiwillige Helfer und "Wildkatzenbotschafter" haben unter anderem dabei geholfen, Haarproben zu sammeln und Waldverbindungen zu pflanzen. Für BUND-Chef Hubert Weiger ist das Projekt daher nicht nur eines der größten Naturschutzprojekte Europas, sondern auch beispielhaft für die Einbindung von Bürgern in die Wissenschaft als sogenanntes "Citizen Science"-Projekt. (W.Budayev--DTZ)