Pariser Elitehochschule: Direktor will nach Gewaltvorwürfen Amt vorerst ruhen lassen
Der Direktor der Pariser Elitehochschule Sciences Po will sein Amt nach Vorwürfen von Gewalt in der Partnerschaft vorläufig ruhen lassen. Die Modalitäten und die Dauer des Rückzugs müssten noch geklärt werden, schrieb Mathias Vicherat in einem am Montag veröffentlichten Brief an die Studierenden und Mitarbeiter der Hochschule. Der 45-Jährige war am 3. Dezember gemeinsam mit seiner Ex-Partnerin in Polizeigewahrsam gewesen.
Beide werfen sich gegenseitig Gewalt in der Partnerschaft vor. Die Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen auf. Die Studierendenvertretung forderte daraufhin den Rücktritt des Direktors. Mehrfach kam es zu Demonstrationen am Eingang von Sciences Po.
In seinem Brief an die Studierenden wies Vicherat die Vorwürfe erneut zurück. "Niemals und unter keinen Umständen habe ich diese Taten begangen", schrieb er. Er wies darauf hin, dass am Ende des Polizeigewahrsams keine Anzeige erstattet und keine Kontrollmaßnahme verhängt wurde.
Vicherat war 2021 mit dem Versprechen angetreten, sexuelle Gewalt an der Sciences Po zu bekämpfen. Sein Vorgänger Frédéric Mion war zum Rücktritt gezwungen worden, weil er den bekannten Politikwissenschaftler Olivier Duhamel gedeckt haben soll, der im Verdacht stand, seinen Stiefsohn sexuell missbraucht zu haben.
Vicherat war mit Präsident Emmanuel Macron im selben Jahrgang der Eliteschule ENA. Er gilt als Überflieger und hatte zuvor führende Posten unter anderem bei der Polizeidirektion, als Stabschef der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und Vizechef der französischen Bahn SNCF.
Sciences Po ist die Kurzform für das Institut für politische Studien Paris. Etwa 15.000 Studierende sind dort eingeschrieben, die Hälfte aus dem Ausland und etwa ein Viertel Stipendiatinnen und Stipendiaten. Die Hochschule zählt zu den sogenannten Grandes écoles in Frankreich, zu denen der Zugang als besonders schwierig gilt.
(A.Nikiforov--DTZ)